Archiv der Kategorie: Mentaltraining

Aufmerksamkeitsfokus und Choking under Pressure

Maurer und Munzert kommen in einer Untersuchung mit Basketballspieler_innen (Uni Gießen 2006) zu dem Ergebnis, dass die Lenkung der Aufmerksamkeit auf die Bewegungsausführung, im Gegensatz zu anderen bereits in diesem Blog beschriebenen Untersuchungen (Beilock, Wulf, u.a.), zu signifikant besseren Trefferleistungen führen kann. Ein wesentlicher methodischer Unterschied dieser Studie könnte darin bestehen, dass die Spielerinnen selbst einen für sie wichtigen Bewegungsaspekt wählen konnten, auf den sie sich bei der Ausführung des Freiwurfs konzentrierten. Dieses Ergebnis legt nach Ansicht der Autoren „die Vermutung nahe, dass nicht die vertrauten Aufmerksamkeitslenkungen für eine negative Beeinflussung der Leistung verantwortlich sind“. Link zur Studie

Defokussierungs-Theorie

In der Hirnforschung und insbesondere in der Kreativitätsforschung gibt es die sogenannte „Defokussierungs-Theorie“. Sie ist verwandt mir der „Low-Arousal-Hypothese“, das ist so etwas wie eine „Geringe-Erregungs-Hypothese“. Die Theorie sagt: je mehr es mir gelingt, meine Gedanken schweifen zu lassen, mich nicht auf eine Sache zu konzentrieren, desto freier kann ich assoziieren und desto leichter finden sich kreative Gedanken und Problemlösungen ein.

Dies sollte auch für das Bewegungslernen gelten, wie die Lösung für die vom Coach nicht verbal formulierte, sondern sich aus den vom Coach erstellten Rahmenbedingungen ergebende Bewegungsaufgabe „Spiel den Ball von Punkt A mit hoher Geschwindigkeit über das Netz zu Punkt B im gegenüberliegenden Spielfeld!“.

Je weniger ich mich auf eine Sache konzentriere und je mehr ich die Hirnaktivität herunterfahre, desto größer ist die Chance auf den „Geistesblitz aus heiterem Himmel“. Viele solcher Erfahrungen lassen sich ja in Momenten der Entspannung und der Meditation machen.

Henning Beck zieht in seiner spannenden „Beschreibung des Geistesblitzes – Speed up your mind!“ (Heidelberg 2013) das Fazit, dass „unkonzentriert sein helfen kann, um sich für neue und überraschende Ideen zu öffnen“. Demnach könnte ein „Abschalten“ von Hirnfunktionen notwendig sein, um sich einer Sache (also auch der Lösung einer Bewegungsaufgabe) kreativ widmen zu können. Dass die Bewertung und Zusammenführung von Gedankenmustern im präfrontalen Cortex stattfindet, scheint sicher zu sein, auch wenn wir im Inner Coaching und im Mentaltraining von einem „Ausschalten des Denkens im präfrontalen Cortex“ reden.

Beck geht davon aus, dass der präfrontale Cortex den Gedankenblitz schon lange bearbeitet hat, bevor er bewusst und als richtig wahrgenommen wird.

Paradoxical Interventions

Paradoxical interventions offer coaches new flexibility in dealing with athletes that may prove beneficial to both parties. Well-timed and individually tailored interventions can have the effect of helping the athlete turn a frustrating situation into a humorous one (BarEli, 1991). Humor is often a side effect of a good paradoxical intervention as it helps to create a distancing effect from the problem situation. This serves to relax the athlete, which is usually a significant part of the problem. Paradoxical coaching can be applied to any event in track and field where athletes are mired in making repetitive technical mistakes and not able to correct them with the usual methods. (siehe auch: Bar-Eli, M. (1991). On the use of paradoxical interventions in counseling and coaching in sport. The Sport Psychologist. 5, 61-72)

The bare necessities….

Darüber, dass Musik auch beim motorischen Lernen, also auch beim Tennislernen, hilfreich sein kann, haben wir schon berichtet: klassische Musik in Lernphasen, fetzige Musik zur Motivation, „Ohrwürmer“ im Mentaltraining,….

Selber Singen entspannt und Melodien wie der Monty Pythons Hit „Always look on the bride side of life“ vertreiben die „Choking under pressure“-Geister.

Es wirkt deshalb wie ein „Trick-the-mind“-Drill, wenn Sie bei einer Trainingsaufgabe ihre Lieblingsmelodie vor sich hin summen.

Yes I can

Wenn Du mit Deinem Spielpartner oder Deinem Trainer Ballwechsel spielst, Deine Trainer*in Dir Bälle zuwirft oder aus dem Korb zuspielt, dann ruf jedes Mal laut „Ja“, wenn Du beim Schlag ein gutes Gefühl hast und mit dem Effekt des Schlages zufrieden bist.

Mit dieser Rückmeldung unterstützt Du Deinen Schlag mit einer positiven Bewertung und auch Dein Trainer bekommt eine bessere Vorstellung von den Ansprüchen, die Du an Dein Spiel hast. Yes I can weiterlesen

Mitte

Dein Partner tippt den Schläger an und Du gibst mit geschlossenen Augen Rückmeldung, wo er ihn berührt hat („vorne“, „hinten“, „oben“, „unten“, „Mitte“). Dann spielst Du mit dem Partner Ballwechsel und rufst immer laut „Ja“, wenn Du das Gefühl hast, den Ball in der Schlägermitte getroffen zu haben.

Mit dieser Inner Coaching Übung verbesserst Du Deine Wahrnehmung und mit der Aufmerksamkeit auf den Schlägerkopf arbeitest Du mit einem externen Fokus. (Andy Murray spielt auf dem Bild übrigens mit einem Stage 3 Ball).

Ball-Maus-Tiger-Giraffe (spacer 2)

Die Maus (Bild: WDR/Grafik Streich)Inner Coaching Drill: Spiele mit Deinem Partner/Partnerin Ballwechsel von der Grundlinie. Schätze jedes mal, wenn Dein Ball die Netzkante überquert, den Abstand zur Netzkante. Benenne laut (!) den Ballabstand in 50 cm Abständen.

Damit erreichen die Spieler_innen die „Konzentration auf das Wesentliche“ und Unwesentliches, wie das Nachdenken über die Schlagtechnik, wird ausgeblendet!

Diesen Drill kann man auch mit Kindern auf allen Spielfeldgrößen, mit den entsprechenden Bällen spielen. Der Abstand des Balles zur Netzkante kann dann mit drei möglichen „Maßen“ angegeben werden:

  • knapp über das Netz: Maus
  • mittlerer Abstand: Tiger
  • hoch über das Netz: Giraffe oder Elefant oder Dinosaurier oder…..

Das macht Spaß und hat den gleichen „Trick the mind-Effekt“ wie bei älteren Spieler_innen.