Differenzielles Lernen (2)

In älteren Posts habe ich schon mehrfach auf die spannenden Untersuchungen von Prof. Dr. Wolfgang Schöllhorn zum differenziellen Lernen hingewiesen. Die darin enthaltene Sichtweise, dass (vermutlich) keine Bewegung exakt wiederholbar ist, dass die Veränderung eines einzigen Gelenkwinkels in einer komplexen Bewegung zu (212)4 Variationsmöglichkeiten in der Gesamtbewegung führen kann (Schöllhorn „Erfolg durch Abweichung“ in physiotherapie 6/11) stellt grundsätzlich Differenzielles Lernen (2) weiterlesen

Tennistrainer_innen und das Automatismus-Problem

Lustige Sonne tropischen Insel cartoonPuuh, ob bei diesen sommerlichen Temperaturen (19.6.2013, 10 Uhr 30 Grad C in Horb a.N.) Inner Coaching überhaupt dort ankommt, wo es ansetzen sollte, im Gehirn des Spielers?

Trotzdem eine Überlegung, die mich in den letzten Wochen sehr beschäftigt hat:

Bisher haben wir immer davon geredet, dass es beim Bewegungslernen und im Wettkampf hilfreich ist, auf bereits funktionierende automatisierte Bewegungen zurückzugreifen. Beim Beginner auf bereits vorhandene, in anderen Zusammenhängen erlernte ähnliche Bewegungsmuster, beim Profi auf optimalisierte sportartspezifische Bewegungsabläufe.

Doch was tun, wenn die automatisierten Bewegungsideen, -abläufe eher hinderlich bei der Lösung einer Bewegungsaufgabe sind? Ein typisches Beispiel sind Tennistrainer_innen, die stundenlang damit beschäftigt sind, mit ihren Kund_innen lange Ballwechsel zu spielen; die gezwungen sind, das (Spiel-)Tempo an die Spielstärke des Trainierenden anzupassen; die es bevorzugen, den Ball aus der Hand anzuspielen; die eher mit Drive und Slice (zu-)spielen, als mit dem im Wettkampf in der Regel günstigeren Vorwärtsdrall; die den Ball so zuzuspielen, dass ihn die Kund_in gerade noch erreichen kann, statt, wie im Wettkampf, den Ball so zu spielen, dass ihn der Gegenüber nicht mehr erreicht?

Wir glauben zu wissen, dass Menschen in Stresssituationen auf das zuzurückgreifen, was sie kennen, was in (Alltags-)Situationen funktioniert. Doch der Alltag für Trainer_innen sind die alltäglichen Trainingsstunden! Im Wettkampf ist es für Tennistrainer_innen aber offensichtlich ungünstig, auf diese automatisierten Bewegungslösungen und Spieltaktiken zurückzugreifen: das genaue Zuspiel, der fehlende Vorwärtsdrall, das Spiel in die Mitte, die reduzierte Geschwindigkeit.

Statt wie im im allgemeinen im INNER COACHING angestrebt, das Denken auszuschalten und damit den Zugang zu den automatisierten Bewegungen herzustellen, müssen hier Strategien gefunden werden, diese Automatismen auszuschalten.

 

Der Geist aus der Flasche

Systeme (wie der menschliche Bewegungsapparat) sind selbstregulierend. Sie streben danach, das Gleichgewicht zu erhalten oder wiederherzustellen. Paradoxe Interventionen bringen Systeme in Schwingung und daraus entwickelt sich eine neue, vom Beobachter nicht einsehbare ‚innere‘ Regulation, die aber auch zu beobachtbaren Verhaltensänderungen führen kann. Dies ist relevant bei der Entwicklung einer individuellen Technik im Tennis, als auch bei Entwicklung der Spiel Taktik.

Paradoxe Interventionen im Tennistraining: folgt demnächst…..

 

Fokus

ah1„Wenn Individuen sich auf Ihre Bewegungen konzentrieren (d,h. einen internen Fokus wählen), greifen sie in die Kontrollvorgänge ein, mit denen die Koordination ihrer Bewegungen geregelt wird. Indem sie versuchen, ihre Bewegungen bewusst zu kontrollieren, unterbrechen sie unweigerlich automatisierte Prozesse, in denen diesse Kontrolle effektiv und effizient abläuft. Wenn dagegen die Aufmerksamkeit auf den Bewegungseffekt gerichtet wird, begünstigt dies eine eine automatisierte Kontrolle. Es können dann unbewußte, schnelle und reflexive Prozesse die Bewegungen kontrollieren, und das angestrebte Resultat ergibt sich fast als Nebenprodukt. Mit anderen Worten: Ein externer Fokus (IC: Beobachtung des Effekts, des Balles, Spiel auf Ziel, etc,) reduziert den bewussten Eingriff in Bewegungskontrollprozesse und führt dadurch zu besseren Leistungen und Lernergebnissen.“ (Gabriele Wulf: Aufmerksamkeits und motorisches Lernen. Seite 96)

Also, so die These für das Inner Coaching, ist es auch für den Anfänger im Tennis besser, sich nicht auf den eigenen Körper, sondern entweder auf ein Ziel oder darauf zu fokussieren, welchen Effekt die Bewegung hat (Flug des Balles, Drall, Bewegung des Schlägers,…)

Vergiftet (IC-Drill)

Spiele mit Deinem Parter_in Bälle hin und her. Beobachte dabei die Naht des Balles, wenn der Ball auf Dich zufliegt,.

Variation 1: Kannst Du die Schrift lesen, wenn der Ball auf Dich zufliegt?

Varation 2 (für Kinder, mit verschieden farbigen Methodikbällen): Sag mir die Farbe des Balles, wenn er zu Dir fliegt.

Ball  orangeVariation 3 (für Kinder): Sag mir die Farbe des Balles, wenn er zu Dir fliegt. Bälle mit der Farbe Orange sind „vergiftet“ und  dürfen nicht geschlagen werden.