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Mitte

Dein Partner tippt den Schläger an und Du gibst mit geschlossenen Augen Rückmeldung, wo er ihn berührt hat („vorne“, „hinten“, „oben“, „unten“, „Mitte“). Dann spielst Du mit dem Partner Ballwechsel und rufst immer laut „Ja“, wenn Du das Gefühl hast, den Ball in der Schlägermitte getroffen zu haben.

Mit dieser Inner Coaching Übung verbesserst Du Deine Wahrnehmung und mit der Aufmerksamkeit auf den Schlägerkopf arbeitest Du mit einem externen Fokus. (Andy Murray spielt auf dem Bild übrigens mit einem Stage 3 Ball).

Eine Inner Coaching Stunde, die nicht so heißt….

KW45

(1) Der Einsatz von Musik schafft eine positive und entspannte Lernatmosphäre, koordinative Elemente lassen sich dann leichter trainieren

(2), (5)  Mit dem Einsatz von Federbällen und Methodikbällen im Wechsel mit Tennisbällen müssen die Spieler_innen sich auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen. Dadurch entstehen neue Lösungsmöglichkeiten für die Spiel- und Bewegungsaufgaben.

(3), (7) Das Spiel auf Ziele (Aufgabenstellung: „Spiele Deine Bälle möglichst nahe an die Teller heran, achte dabei immer auf den Abstand Deines gespielten Balles zum Teller“) nutzt die Vorteile einer Fokussierung auf externe Ziele und erleichtert eine „Konzentration auf das Wesentliche“.

(4) Durch das Anspiel in ein verkleinertes Zielfeld und das Spiel in einem verkleinerten Spielfeld (1/2 Doppelfeld) werden die Rahmenbedingungen verändert und der psychologische Druck erhöht.

(6) Diese Übung aus dem Differenziellen Lernen lenkt die Konzentration weg von der Schlagbewegung auf die Beinarbeit und stellt einen typischen „Trick the mind“-Drill dar. Durch das Spielen des Balles aus einer ungewöhnlichen Laufbewegung („paradoxe Intervention“) entwickeln sich vielfältige Lösungsstrategien beim Schlagen des Balles („Es gibt beim Tennis keine identischen Bewegungen. Für jede Spielsituation muß eine neue, passende Lösung gefunden werden.“). Durch das Spiel auf ein Ziel (Teller im Doppelstreifen ca 1 m vor der Grundlinie) ….(siehe (3), (7) )

(8) Diese Übung stammt von Nina Nittinger. Durch das schnelle Wiedereinspielen des nächsten Balles, durch die ständigen Spieler- und Positionswechsel müssen schnell taktische Lösungen gefunden werden. Dadurch entsteht ein hoher psychologischer Druck und das taktische Handeln muss weitestgehend intuitiv und spontan erfolgen.

Diese Muster-Trainingsstunde beinhaltet zahlreiche Inner Coaching Drills. Sie ist ein nicht unbedingt typisches Beispiel für einen „Unterrichtsentwurf“, in dem fast ausschließlich Inner Coaching Drills den Spieler_innen eine selbständige Lösungssuche ohne Technik- und Taktikinstruktionen durch Trainer_innen ermöglichen. Die sich aus dem Inner Coaching ergebende neue Einstellung zum motorischen Lernen (wenig bis keine Instruktionen, ständige Veränderung der Rahmenbedingungen, angenehme Lernatmosphäre, Vertrauen auf den eigenen Körper,……) sollte immer ein zentraler Inhalt des Trainings sein. Somit wird jede Trainingsstunde zu einer Inner Coaching Stunde, auch wenn die Spiel- und Übungsformen oft die gleichen sind wie im traditionellen Training. Sinnvoll bei der Trainingsplanung erscheint ein Mix aus Inner Coaching Elementen und spieltypischen Wettkampfsituationen.

Paradoxe Intenvention beim Aufschlag

Spieler_innen, die beim Aufschlag den Ball immer deutlich zu lang spielen, kann folgende paradoxe Intervention helfen: „Spiel den Aufschlag ein paar Mal zuerst in Dein eigenes Feld, so dass er erst nach dem Aufsprung das Netz überquert. Danach spiele den Aufschlag wieder direkt ins Aufschlagfeld!“

Gehen viele Aufschläge ins Netz, hilft manchmal folgende paradoxe Intervention: „Spiel den Aufschlag gezielt in den Bereich zwischen T-Linie und Grundlinie!“ oder „Ziele den Aufschlag auf die Grundlinie!“. Durch die Veränderung der Rahmenbedingungen (Zielveschiebung) verändert sich die Aufgabenstellung und dadruch verändern sich wiederum Veränderungen in der Bewegungs- und Körperwahrnehmung. Es kommt für die/den Spieler_in zu „Aha-Erlebnissen, die sich dann auf die ursprüngliche Aufgabenstellung und das Spiel in das eigentliche Zielfeld übertragen lassen. Im Sinne des Inner Coaching wird hier durch eine Veränderung des externen Zieles eine Optimierung der Bewegung erreicht ohne dass Korrekturen an der Technik notwendig sind.

Nach dieser Intervention schlägt der/die Spieler_in wieder ins Aufschlagfeld auf.

Probier es einfach aus, vielleicht hilft es…. verkehrt

 

Gorillas

Vielleicht ist Ihnen das Phänomen der „Inattentional Blindness“ (IB) (deutsch: Unaufmerksamkeitsblindheit) bekannt. Es beschreibt, dass Sie Dinge, die Sie nicht erwarten, auch nicht sehen! Nachgewiesene Beispiele sind der Motorradfahrer im Frühjahr, der von den Autofahrer_innen beim Einbiegen in eine Straße übersehen wird, da er nicht „erwartet“ wird.

Ein bekanntes Beispiel für die IB ist auch das Gorilla-Experiment. Dort werden Sie aufgefordert, die Ballkontakte zweier Basketballteams mitzuzählen und dabei übersehen die meisten Beobachter_innen den durch das Bild laufenden Gorilla!

Die verlinkte Untersuchung bestätigt dieses Phänomen auch bei Radiologen, die auf dem Monitor nach Krebszellen suchten und dabei den durch das Bild laufenden Gorilla übersahen: http://www.sciencedaily.com

Dieses Phänomen hat auch eine Bedeutung für Spieler_innen, Coaches und Trainer_innen. Wir sehen nur das, was wir erwarten und was in unsere Wirklichkeitswahrnehmung „passt“.

Das hat unterschiedliche Konsequenzen:

+ Im Inner Coaching nutzen wir dieses Phänomen in den sogenannten „Trick the Mind Drills“, in denen durch die Aufggabenstellung die Konzentration auf ein (Bewegungs- , Beobachtungs-, Wahrnehmungs- ) Ziel gelenkt wird

+ Beim (Bewegungs-)lernen nach dem Ansatz von Wulf ist die Konzentration auf externen Fokus gerichtet. Dies wird duch die IB für den Sportler_in erleichtert

+ Fokussierung im Match

– Wenn wir mit unseren Sportler_innen nach indivuellen und nützlichen Bewegungslösungen suchen, können wir aus dem IB ableiten, dass es Lösungen geben kann, die nicht in in unserem „Erwartungsspektrum“ vorkommen. Wir Betrachten das Verhalten unserer Sportler_innen unter unserem (eingeschränkten) Fokus und übersehen dabei möglicherweise kreative Bewegungslösungen.

Spacer 1

Netz‚Wenn Dein Ball nach Deinem Schlag über die Netzkante fliegt, dann benenne den Abstand zur Netzkante auf 10 cm genau. Bleibe konsequent bei der Einschätzung und der genauen cm-Angabe!‘

Diese Übung enthält sämtliche Elemente eines Inner Coachings:

  • weiter externer Fokus (Abstand zur Netzkante)
  • Konzentration auf das Wesentliche
  • inneres Feedback (durch laute Benennung des Abstands)