Schlagwort-Archive: Änderung der Rahmenbedingungen

Dance with the ball….

dirk-nowitzki„It’s like dancing and playing at the same time….“

Anfang September startet die Basketball-Europameisterschaft. Zur Freude der deutschen Fans wird auch Dirk Nowitzki mit dabei sein. Schon längst hat der Würzburger in den USA Legendenstatus erreicht und auch in Deutschland gehört Dirkules zu den bekanntesten Sportlern überhaupt.

In diesem Video zeigt Holger Geschwindner welche außergewöhnlichen Trainingsmethoden er anwendet. Geschwindner hat zum Erfolg von Dirk Nowitzki mit seinen unkonventionellen Trainingsmethoden wesentlich beigetragen.

Ein Tag mit Holger auf seinem Basketball-Camp am Starnberger See zeigt, wie er noch immer junge Talente fördert und durch seinen unkonventionellen Trainingsansatz den Horizont der Spieler erweitert.

Video Vice Sports

In early September starts the European Basketball Championship. To the delight of the German fans Dirk Nowitzki will be with it. Long ago the wurzburger has reached legendary status in the USA and also in Germany. Dirk is one of the most successful international athletes ever.

This video shows what Holger Geschwindners exceptional training methods employs. Geschwindner is the man who has made Dirk, with his unconventional training methods, to the player he is today.

A day with Holger at his basketball camp on Lake Starnberg shows how he still promotes young talents and by his unconventional approach to training he broadens the mind of the players.

Der (motorische) Geistesblitz

Die Lösung von Bewegungsaufgaben hat manchmal viel von einem „Geistesblitz“. Zum Beispiel die Lösung der Frage, „wie werfe ich den Ball an, um einen schnellen Aufschlag zu erreichen?“ oder die komplizierte (spieltaktische und bewegungstechnische) Frage, „wie schaffe ich es, den in der Nähe der T-Linie hoch abspringenden Ball mit hohem Tempo so in das gegenüberliegende Feld zu spielen, dass für mich eine günstige Ausgangssituation für den weiteren Ballwechsel entsteht?“

geistesblitzHenning Beck beschreibt in „Biologie des Geistesblitzes – Speed up your mind!“ (Heidelberg 2013), was in unserem Gehirn passieren muss, um zur „göttlichen Eingebung“ oder weltlich formuliert „zur Lösung des Problems“ zu kommen.

Danach sind folgende Rahmenbedingungen erforderlich, um unserem Gehirn den Zugang zu kreativen Lösungen zu ermöglichen:

  1. Definiere für Dich das Problem!
  2. Leg sofort los mit der Lösungssuche!
  3. Scheitern ist hilfreich!
  4. Mach Fehler!
  5. Brich die Lösungssuche ab!
  6. Mach sofort etwas anderes!
  7. Begib Dich in eine „Wohlfühlumgebung“!
  8. Provoziere Deine Gedanken!
  9. Iss und schlaf!
  10. Humor entspannt
  11. Nutze Deine sozialen Kontakte (Coach, Trainingspartner)!
  12. Vermeide Stress!

Die Problembearbeitung beginnt im präfrontalen Cortex, der Geistesblitz kommt uns (i.d.R.) aber erst, wenn wir die oben beschriebenen Rahmenbedingungen schaffen und das ganze Gehirn nutzen: „Wenn Sie sich in der Assoziationsphase befinden, ihren präfrontalen Cortex etwas von der Aufgabe entbinden und weitere Gehirnregionen durch neue Aktivitäten anregen…“ (Beck 2013, S. 209)

Im Inner Coaching ist es unser Anliegen, diese Rahmenbedingungen für effektives Lernen zu ermöglichen.

Defokussierungs-Theorie

In der Hirnforschung und insbesondere in der Kreativitätsforschung gibt es die sogenannte „Defokussierungs-Theorie“. Sie ist verwandt mir der „Low-Arousal-Hypothese“, das ist so etwas wie eine „Geringe-Erregungs-Hypothese“. Die Theorie sagt: je mehr es mir gelingt, meine Gedanken schweifen zu lassen, mich nicht auf eine Sache zu konzentrieren, desto freier kann ich assoziieren und desto leichter finden sich kreative Gedanken und Problemlösungen ein.

Dies sollte auch für das Bewegungslernen gelten, wie die Lösung für die vom Coach nicht verbal formulierte, sondern sich aus den vom Coach erstellten Rahmenbedingungen ergebende Bewegungsaufgabe „Spiel den Ball von Punkt A mit hoher Geschwindigkeit über das Netz zu Punkt B im gegenüberliegenden Spielfeld!“.

Je weniger ich mich auf eine Sache konzentriere und je mehr ich die Hirnaktivität herunterfahre, desto größer ist die Chance auf den „Geistesblitz aus heiterem Himmel“. Viele solcher Erfahrungen lassen sich ja in Momenten der Entspannung und der Meditation machen.

Henning Beck zieht in seiner spannenden „Beschreibung des Geistesblitzes – Speed up your mind!“ (Heidelberg 2013) das Fazit, dass „unkonzentriert sein helfen kann, um sich für neue und überraschende Ideen zu öffnen“. Demnach könnte ein „Abschalten“ von Hirnfunktionen notwendig sein, um sich einer Sache (also auch der Lösung einer Bewegungsaufgabe) kreativ widmen zu können. Dass die Bewertung und Zusammenführung von Gedankenmustern im präfrontalen Cortex stattfindet, scheint sicher zu sein, auch wenn wir im Inner Coaching und im Mentaltraining von einem „Ausschalten des Denkens im präfrontalen Cortex“ reden.

Beck geht davon aus, dass der präfrontale Cortex den Gedankenblitz schon lange bearbeitet hat, bevor er bewusst und als richtig wahrgenommen wird.

Eine Inner Coaching Stunde, die nicht so heißt….

KW45

(1) Der Einsatz von Musik schafft eine positive und entspannte Lernatmosphäre, koordinative Elemente lassen sich dann leichter trainieren

(2), (5)  Mit dem Einsatz von Federbällen und Methodikbällen im Wechsel mit Tennisbällen müssen die Spieler_innen sich auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen. Dadurch entstehen neue Lösungsmöglichkeiten für die Spiel- und Bewegungsaufgaben.

(3), (7) Das Spiel auf Ziele (Aufgabenstellung: „Spiele Deine Bälle möglichst nahe an die Teller heran, achte dabei immer auf den Abstand Deines gespielten Balles zum Teller“) nutzt die Vorteile einer Fokussierung auf externe Ziele und erleichtert eine „Konzentration auf das Wesentliche“.

(4) Durch das Anspiel in ein verkleinertes Zielfeld und das Spiel in einem verkleinerten Spielfeld (1/2 Doppelfeld) werden die Rahmenbedingungen verändert und der psychologische Druck erhöht.

(6) Diese Übung aus dem Differenziellen Lernen lenkt die Konzentration weg von der Schlagbewegung auf die Beinarbeit und stellt einen typischen „Trick the mind“-Drill dar. Durch das Spielen des Balles aus einer ungewöhnlichen Laufbewegung („paradoxe Intervention“) entwickeln sich vielfältige Lösungsstrategien beim Schlagen des Balles („Es gibt beim Tennis keine identischen Bewegungen. Für jede Spielsituation muß eine neue, passende Lösung gefunden werden.“). Durch das Spiel auf ein Ziel (Teller im Doppelstreifen ca 1 m vor der Grundlinie) ….(siehe (3), (7) )

(8) Diese Übung stammt von Nina Nittinger. Durch das schnelle Wiedereinspielen des nächsten Balles, durch die ständigen Spieler- und Positionswechsel müssen schnell taktische Lösungen gefunden werden. Dadurch entsteht ein hoher psychologischer Druck und das taktische Handeln muss weitestgehend intuitiv und spontan erfolgen.

Diese Muster-Trainingsstunde beinhaltet zahlreiche Inner Coaching Drills. Sie ist ein nicht unbedingt typisches Beispiel für einen „Unterrichtsentwurf“, in dem fast ausschließlich Inner Coaching Drills den Spieler_innen eine selbständige Lösungssuche ohne Technik- und Taktikinstruktionen durch Trainer_innen ermöglichen. Die sich aus dem Inner Coaching ergebende neue Einstellung zum motorischen Lernen (wenig bis keine Instruktionen, ständige Veränderung der Rahmenbedingungen, angenehme Lernatmosphäre, Vertrauen auf den eigenen Körper,……) sollte immer ein zentraler Inhalt des Trainings sein. Somit wird jede Trainingsstunde zu einer Inner Coaching Stunde, auch wenn die Spiel- und Übungsformen oft die gleichen sind wie im traditionellen Training. Sinnvoll bei der Trainingsplanung erscheint ein Mix aus Inner Coaching Elementen und spieltypischen Wettkampfsituationen.