Archiv der Kategorie: Mentaltraining

Implizites motorisches Lernen im Tennis…

Ein interessanter Beitrag von Tim Buszard, Machar Reid, Damian Farrow und Rich Masters  zum Impliziten motorischen Lernen! Spannend und auch mit Zählen… 😉  (allerdings rückwärts und von 150). Veröffentlicht in der ITF COACHING AND SPORTS SCIENCE REVIEW, ISSUE 60, AUGUST 2013, S. 5f

Count to ten…

The following exercise is one of my favorites in tennis training (if you want to hear nice background music while reading, then just start the video above):

A and B play forehand from the add-court (inside-out) into the other add-court.  Every ball in the goal they count out loud! A starts and counts „1“, B plays the ball back and, according to hitting in the goal „2“, and so on. Making an error, they start counting again from „0“. It is important that both players count out loud („focus on the essentials“)!

Although playing only in one half of the court,  the exercise is very intense and requires a consistently high level of concentration.

Variations:

  • with lefthanders, forehand is played first from deuce-court and then changed sides
  • first ball does not count
  • enlarge the target field: goal is one half of the double field
  • decrease the target field, for example, ball must be played over service line
  • count only strokes played with the forehand,
  • in a group of four: A and B play forehand cross, C and D play forehand inside-out
  • upon reaching a predetermined number of goals, the ball is „free“ and the point is played in the whole court (in groups with four in one half of the court)
  • the ball is played in by the coach
  • A and B give in in exchange the predetermined number of strokes (for example: A says „5“, then after 5 goals they play the point)
  • do it with music !!!

Die folgende Übung gehört zu meinen Lieblingsübungen im Tennistraining (wenn Ihr beim Lesen auch noch schöne Begleitmusik hören möchtet, dann startet doch einfach das youtube-Video):

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Positiv denken

In einem Tennis-Trainingsmatch mit einem Freund ist mir im Matchtiebreak des dritten Satzes folgendes passiert: beim Spielstand von 3:4 habe ich mir befohlen: „Mach jetzt KEINEN FEHLER mehr!“.

Von da ab habe ich nur noch über „Fehlermöglichkeiten“ nachgedacht, wie „nicht ins Netz schlagen“, „nicht den Ball ins Aus spielen“,… Dabei hatte ich dann diese möglichen Fehler sogar immer bildlich vor mir und habe natürlich auch Fehler gemacht.

Das ist wie bei der Geschichte mir den „rosa Elefanten“: sag mal zu jemand, dass er nicht an rosa Elefanten denken soll. Das geht nicht, er wird in diesem Moment an nichts anderes als an rosa Elefanten denken!

Also habe ich beim Spielstand von 3:8 zu mir gesagt: „Spiel alle Bälle ins Feld“! Sie werden es kaum glauben: ich habe ab da nur noch einen Ball verschlagen und den Matchtiebreak noch gewonnen!

The big difference

„The big difference between this kind of coaching and that of a traditional professional is that the first holds up a mirror. The Inner Game coach says focus here or focus there, without any hint of trying to induce a preconceived change. It is this noncorrective attitude that helps the student make nonjudgemental observations of his own swing, increase the sense of feel, and trigger the natural learning process” (Gallwey, 1998, S. 94)

Gorillas

Vielleicht ist Ihnen das Phänomen der „Inattentional Blindness“ (IB) (deutsch: Unaufmerksamkeitsblindheit) bekannt. Es beschreibt, dass Sie Dinge, die Sie nicht erwarten, auch nicht sehen! Nachgewiesene Beispiele sind der Motorradfahrer im Frühjahr, der von den Autofahrer_innen beim Einbiegen in eine Straße übersehen wird, da er nicht „erwartet“ wird.

Ein bekanntes Beispiel für die IB ist auch das Gorilla-Experiment. Dort werden Sie aufgefordert, die Ballkontakte zweier Basketballteams mitzuzählen und dabei übersehen die meisten Beobachter_innen den durch das Bild laufenden Gorilla!

Die verlinkte Untersuchung bestätigt dieses Phänomen auch bei Radiologen, die auf dem Monitor nach Krebszellen suchten und dabei den durch das Bild laufenden Gorilla übersahen: http://www.sciencedaily.com

Dieses Phänomen hat auch eine Bedeutung für Spieler_innen, Coaches und Trainer_innen. Wir sehen nur das, was wir erwarten und was in unsere Wirklichkeitswahrnehmung „passt“.

Das hat unterschiedliche Konsequenzen:

+ Im Inner Coaching nutzen wir dieses Phänomen in den sogenannten „Trick the Mind Drills“, in denen durch die Aufggabenstellung die Konzentration auf ein (Bewegungs- , Beobachtungs-, Wahrnehmungs- ) Ziel gelenkt wird

+ Beim (Bewegungs-)lernen nach dem Ansatz von Wulf ist die Konzentration auf externen Fokus gerichtet. Dies wird duch die IB für den Sportler_in erleichtert

+ Fokussierung im Match

– Wenn wir mit unseren Sportler_innen nach indivuellen und nützlichen Bewegungslösungen suchen, können wir aus dem IB ableiten, dass es Lösungen geben kann, die nicht in in unserem „Erwartungsspektrum“ vorkommen. Wir Betrachten das Verhalten unserer Sportler_innen unter unserem (eingeschränkten) Fokus und übersehen dabei möglicherweise kreative Bewegungslösungen.

Drucksimulation

Es ist wirklich nicht einfach, im Training den Druck der Wettkampfsituation zu simulieren. In psychologischen Studien wird der Druck durch erreichbare Geldgewinne für die Probanden erreicht, das ist natürlich im Tennistraining eher nicht machbar. Zwei nette Möglichkeit, die Spielerinnen etwas unter Druck zu setzen, respektive Situationen zu schaffen, in denen sich die Spieler_innen SELBST unter Druck setzen, sind folgende:

11er mit Pizzaregel:

  • Gespielt wird Einzel oder Doppel bis 11 Punkte
  • Anspiel durch Coach, Spieler_in, Spieler_innen im Wechsel, ohne oder mit Service
  • Wenn ein Spieler 11:0 gewinnt, dann muß der unterlegene Spieler dem Sieger eine Pizza ausgeben (das ergibt natürlich auch immer eine schöne Gelegenheit zum zusammensitzen)
  • die Spieler_innen werden im Spielverlauf immer wieder an die „Pizza-Regel“ erinnert.

Neben dem Druck, möglichst fehlerfrei spielen zu müssen, wird auch bei beiden Spieler_nnen die Anspannung über den kompletten Spielverlauf aufrecht erhalten.

11er mit zweitem Satz rückwärts;

  • Gespielt wird Einzel oder Doppel bis 11 Punkte
  • Anspiel durch Coach, Spieler_in, Spieler_innen im Wechsel, ohne oder mit Service
  • Ohne die Spieler_innen vorher darüber zu informieren, wird der zweite Satz rückwärts gezählt: z.B. A hat den ersten Satz gegen B mit 11:5 gewonnen, dann beginnt A bei 11 und B bei 5. Erzielte Punkte werden nun abgezogen und wer zuerst bei 0 ist, hat das Match gewonnen

In Mind 2: Angst vor dem Verlust als Motivation

120 Minuten sind vorbei. Vom Mittelkreis betrachte ich meine Teamkollegen beim Elfmeterschießen. Jetzt bin ich an der Reihe. Unser Trainer ruft mir zu: „Den machst du rein- und wir gewinnen die Nummer!“ … Ich lege mir den Ball zurecht, laufe an, und setze den Ball 2 Meter über den Kasten! Bis vor wenigen Jahren lautete nicht nur die landläufige Meinung:  Wenn du einen Sportler motivieren möchtest, dann musst du ihm positive Anreize setzen. Zeig ihm auf, was das Ziel ist! Führe ihm vor Augen, was er gewinnen kann!
Die aktuelle psychologische Forschung zeichnet jedoch ein anderes Bild: Ob Gewinne wirklich den größten Anreiz ausmachen, hängt von der Persönlichkeit ab.Manche Personen sind allgemein bestrebt, Ziele zu erreichen und Gewinne zu erzielen. Diese Personen zeigen in der Tat bei positiven Anreizen – „Versuche zu gewinnen!“ – bessere Leistung. Aber Vorsicht! Manche Personen konzentrieren sich im Allgemeinen darauf, Verluste zu vermeiden. Bei diesen Personen liegt im Alltag der Fokus auf der Vermeidung von Fehlern. Und eben bei jenen Menschen kehrt sich das Bild um: Sie zeigen eine bessere Leistung, wenn man ihnen aufzeigt, dass bei Versagen ein Verlust droht.
Ein „Wenn du verschießt, verlieren wir!“ verspricht bei diesen Personen das bessere Resultat. Die Instruktion des Trainers will also auf die Persönlichkeit des Spielers abgestimmt sein. Psychologen sprechen in diesem Fall von einer Passung zwischen Instruktion und dem persönlichen regulatorischen Fokus. In der Tat zeigen mittlerweile mehrere Studien, dass sich die Leistung von Fußballern verbessert, wenn es eine Passung gibt (Plessner, Unkelbach, Memmert, Baltes & Kolb, 2009, Vogel & Genschow, 2013).

Was wäre passiert, wenn mir der Coach vor dem Elfmeter gesagt hätte: „Vermassel es nicht, sonst sind wir raus.“ Hätte ich den Ball versenkt? Bei den Befunden ist davon auszugehen, dass es sich um Spieler handelt, die grundsätzlich die fußballerischen Fähigkeiten besitzen, einen Elfmeter sicher zu verwandeln. In meinem persönlichen Fall ist das zu bezweifeln. Die Psychologie kann zwar helfen, das Beste aus dem Sportler rauszuholen. Aber bei zwei linken Füßen wird die Passung von Instruktion und Persönlichkeit zur Nebensache…

Quellen:

aus: “Der In-Mind-Blog”, Autor: Geoffrey Schweizer, Sportpsychologie, Universität Heidelberg – 21.5.2013
Plessner, H., Unkelbach, C., Memmert, D., Baltes, A., & Kolb, A. (2009). Regulatory fit as a determinant of sport performance: How to succeed in a soccer penalty-shooting. Psychology of Sport and Exercise, 10, 108-115.

Vogel, T. & Genschow, O. (2013). When do chronic differences in self-regulation count? Regulatory focus effects in easy and difficult soccer tasks. Journal of Sport & Exercise Psychology, 35, 216-220.