Gorillas

Vielleicht ist Ihnen das Phänomen der „Inattentional Blindness“ (IB) (deutsch: Unaufmerksamkeitsblindheit) bekannt. Es beschreibt, dass Sie Dinge, die Sie nicht erwarten, auch nicht sehen! Nachgewiesene Beispiele sind der Motorradfahrer im Frühjahr, der von den Autofahrer_innen beim Einbiegen in eine Straße übersehen wird, da er nicht „erwartet“ wird.

Ein bekanntes Beispiel für die IB ist auch das Gorilla-Experiment. Dort werden Sie aufgefordert, die Ballkontakte zweier Basketballteams mitzuzählen und dabei übersehen die meisten Beobachter_innen den durch das Bild laufenden Gorilla!

Die verlinkte Untersuchung bestätigt dieses Phänomen auch bei Radiologen, die auf dem Monitor nach Krebszellen suchten und dabei den durch das Bild laufenden Gorilla übersahen: http://www.sciencedaily.com

Dieses Phänomen hat auch eine Bedeutung für Spieler_innen, Coaches und Trainer_innen. Wir sehen nur das, was wir erwarten und was in unsere Wirklichkeitswahrnehmung „passt“.

Das hat unterschiedliche Konsequenzen:

+ Im Inner Coaching nutzen wir dieses Phänomen in den sogenannten „Trick the Mind Drills“, in denen durch die Aufggabenstellung die Konzentration auf ein (Bewegungs- , Beobachtungs-, Wahrnehmungs- ) Ziel gelenkt wird

+ Beim (Bewegungs-)lernen nach dem Ansatz von Wulf ist die Konzentration auf externen Fokus gerichtet. Dies wird duch die IB für den Sportler_in erleichtert

+ Fokussierung im Match

– Wenn wir mit unseren Sportler_innen nach indivuellen und nützlichen Bewegungslösungen suchen, können wir aus dem IB ableiten, dass es Lösungen geben kann, die nicht in in unserem „Erwartungsspektrum“ vorkommen. Wir Betrachten das Verhalten unserer Sportler_innen unter unserem (eingeschränkten) Fokus und übersehen dabei möglicherweise kreative Bewegungslösungen.

Drucksimulation

Es ist wirklich nicht einfach, im Training den Druck der Wettkampfsituation zu simulieren. In psychologischen Studien wird der Druck durch erreichbare Geldgewinne für die Probanden erreicht, das ist natürlich im Tennistraining eher nicht machbar. Zwei nette Möglichkeit, die Spielerinnen etwas unter Druck zu setzen, respektive Situationen zu schaffen, in denen sich die Spieler_innen SELBST unter Druck setzen, sind folgende:

11er mit Pizzaregel:

  • Gespielt wird Einzel oder Doppel bis 11 Punkte
  • Anspiel durch Coach, Spieler_in, Spieler_innen im Wechsel, ohne oder mit Service
  • Wenn ein Spieler 11:0 gewinnt, dann muß der unterlegene Spieler dem Sieger eine Pizza ausgeben (das ergibt natürlich auch immer eine schöne Gelegenheit zum zusammensitzen)
  • die Spieler_innen werden im Spielverlauf immer wieder an die „Pizza-Regel“ erinnert.

Neben dem Druck, möglichst fehlerfrei spielen zu müssen, wird auch bei beiden Spieler_nnen die Anspannung über den kompletten Spielverlauf aufrecht erhalten.

11er mit zweitem Satz rückwärts;

  • Gespielt wird Einzel oder Doppel bis 11 Punkte
  • Anspiel durch Coach, Spieler_in, Spieler_innen im Wechsel, ohne oder mit Service
  • Ohne die Spieler_innen vorher darüber zu informieren, wird der zweite Satz rückwärts gezählt: z.B. A hat den ersten Satz gegen B mit 11:5 gewonnen, dann beginnt A bei 11 und B bei 5. Erzielte Punkte werden nun abgezogen und wer zuerst bei 0 ist, hat das Match gewonnen

Success breeds success?

„Success breeds success“? „Failure breeds failure“?

Der Psychologe Albert Bandura hat aus seinen Studien und seiner Theorie zur „Selbstwirksamkeitserwartung“ den Schluß gezogen, das eine erfolgreiche Performance das Selbstvertrauen stärkt und zu einer weiteren Verbesserung bei der nächsten Performance führt. Allgemein haben wir das Gefühl, dass das auch zu funktionieren scheint. Simcha Avugos, Michael Bar-Eli u.a. haben dies in Studien aus dem Sport nachzuvollziehen versucht und fanden keinen Zusammenhang zwischen Erfolg, Selbstwirksamkeitserwartung und Performance!!