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Ganzheitliches und implizites Lernen

Wulf/Weigelt haben 1997 festgestellt, dass sich aus den ihnen vorliegenden Befunden ableiten lässt, dass der implizite Erwerb einer Bewegungsfertigkeit eher einen ganzheitlichen Prozess darstellt, der gestört wird, wenn die Aufmerksamkeit des Lernenden auf strukturelle Details des Bewegungsablaufs gerichtet wird. (zitiert nach Kibele, 2001)

Differenzielles Lernen (2)

In älteren Posts habe ich schon mehrfach auf die spannenden Untersuchungen von Prof. Dr. Wolfgang Schöllhorn zum differenziellen Lernen hingewiesen. Die darin enthaltene Sichtweise, dass (vermutlich) keine Bewegung exakt wiederholbar ist, dass die Veränderung eines einzigen Gelenkwinkels in einer komplexen Bewegung zu (212)4 Variationsmöglichkeiten in der Gesamtbewegung führen kann (Schöllhorn „Erfolg durch Abweichung“ in physiotherapie 6/11) stellt grundsätzlich Differenzielles Lernen (2) weiterlesen

Fokus

ah1„Wenn Individuen sich auf Ihre Bewegungen konzentrieren (d,h. einen internen Fokus wählen), greifen sie in die Kontrollvorgänge ein, mit denen die Koordination ihrer Bewegungen geregelt wird. Indem sie versuchen, ihre Bewegungen bewusst zu kontrollieren, unterbrechen sie unweigerlich automatisierte Prozesse, in denen diesse Kontrolle effektiv und effizient abläuft. Wenn dagegen die Aufmerksamkeit auf den Bewegungseffekt gerichtet wird, begünstigt dies eine eine automatisierte Kontrolle. Es können dann unbewußte, schnelle und reflexive Prozesse die Bewegungen kontrollieren, und das angestrebte Resultat ergibt sich fast als Nebenprodukt. Mit anderen Worten: Ein externer Fokus (IC: Beobachtung des Effekts, des Balles, Spiel auf Ziel, etc,) reduziert den bewussten Eingriff in Bewegungskontrollprozesse und führt dadurch zu besseren Leistungen und Lernergebnissen.“ (Gabriele Wulf: Aufmerksamkeits und motorisches Lernen. Seite 96)

Also, so die These für das Inner Coaching, ist es auch für den Anfänger im Tennis besser, sich nicht auf den eigenen Körper, sondern entweder auf ein Ziel oder darauf zu fokussieren, welchen Effekt die Bewegung hat (Flug des Balles, Drall, Bewegung des Schlägers,…)

Aufmerksamkeit und motorisches Lernen

In früheren Beiträgen habe ich schon auf die Untersuchungen von Dr. Gabriele Wulf zu Aufmerksamkeit und motorischem Lernen hingewiesen. Ihre Studien und weitere Studien scheinen zu zeigen, dass der Lerneffekt bei Fortgeschrittenen und Beginnern größer ist, wenn die Aufmerksamkeit beim Bewegungslernen auf einem „externen“ Fokus liegt. Beim Tennis wäre ein externer Fokus zum Beispiel, wenn der Lernende beim Erlernen der Vorhand die Aufmerksamkeit auf die Bewegung des Schlägers oder auf den Ball richtet. Ein interner Fokus wäre, die Aufmerksamkeit auf die Bewegung des Schlagarmes, oder z.B. die Position des Handgelenks zu richten.

Uneindeutig ist für mich bis dato, inwieweit die Zielorientierung, also das Spiel auf ein Ziel von Wulf als externer Fokus eingestuft wird. Da sind die Studien nicht eindeutig und teilweise widersprüchlich, weisen aber in die Richtung, dass auch das Spiel auf ein Ziel den Lernprozess beschleunigt und vereinfacht.

Aus den Veröffentlichungen zu „Aufmerksamkeit und motorischem Lernen“ lassen sich daher – nach meiner Einschätzung – wissenschaftliche Begründungen für das Inner Coaching ableiten. Inner Coaching Übungen arbeiten größtenteils mit einem externen Fokus, wie die Konzentration auf den Schläger, auf den Ball oder auf Ziele. Die Fokusierung wird durch die besondere Aufgabenstellung und die Konzentration auf das Wesentliche im Inner Coaching sogar noch erhöht (z.B. benenne den Abstand des von Dir gespielten Balles vom Ziel auf Zentimeter genau).

Klärungsbedarf besteht für mich bei der einzigen vorliegenden Studie zum Thema Tennis auch deshalb, weil die Testgruppen zwar in eine Kontrollgruppe, eine Gruppe mit externen und eine Gruppe mit internem Fokus aufgeteilt wurden, dass aber alle drei Gruppen bei Testbeginn eine „Einführung in die richtige Technik“ erhalten haben. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie denn im Tennis die „richtige Technik“ aussehen soll und wie die Untersuchungsergebnisse in einem rein spielerischen Lern- und Lehransatz, ohne Technikanleitung, aussehen würden.