Archiv der Kategorie: Kontroverse

Schlüsselerlebnis/Key experience

stanManchmal hat man als Coach ja so seine Schlüsselerlebnisse, die einen dann in der praktizierten Trainingsphilosophie bestärken. Ein solches Erlebnis hatte ich vergangene Woche in einer Trainingsgruppe mit 12-13 jährigen Kindern, die etwa ein Jahr Tennis spielen und die ich für das Wintertraining von einem Kollegen einer anderen Tennisschule übernommen habe.

In einer differenziellen Trainingseinheit zur Verbesserung der Vorhand und des Inside-out-Spiels im Doppel habe ich einem Mädchen, nennen wir sie Fabienne, Bälle aus kurzer Distanz zugeworfen, die sie mit der Vorhand aus der Rückhand-Ecke in das gegenüberliegende Doppelfeld spielen soll (inside-out). Schlüsselerlebnis/Key experience weiterlesen

Kolonne

In der Fachzeitschrift „Tennistraining Junior“, die vierteljährlich vom Fachbuchverlage Bezzenberger herausgegeben wird, ist in der Ausgabe 01/2016 ein Artikel von mir mit einem Vergleich zwischen  spielorientiertem Training und traditionellem, vor allem technikorientierten Kolonnentraining (Reihenaufstellung) erschienen.

Bei den Berechnungen hat sich ergeben, dass gerechnet mit 36 Trainingsstunden im Jahr (einmal wöchentlich, ohne Ferien) die Spieler*innen in 30 Minuten Kolonnentraining (vorausgesetzt wurde ein traditionelles Training mit 5-1o Minuten warm-up, 30 Minuten Techniktraining in Reihenaufstellung und 20-25 Minuten mit Spielformen) etwa auf 2700 Ballkontakte im Jahr kommen. Im Vergleich dazu haben sie in einem rein spielorientierten Ansatz, in dem alle ständig miteinander spielen, in 30 Minuten 5400 bis 13500 Ballkontakte, je nach Spielaufbau und Spielstärke! Also das zwei- bis fünffache!

Hier der  Artikel Tennis lehren und lernen, Autor: Frercks Hartwig. Wer die komplette Ausgabe der Zeitschrift bestellen möchte, kann dies über diesen Link.

Teaching skills

Wolfgang Schöllhorn has answered to an article in TennisSport 2015, a journal for tennis coaches in Germany. Alexander Ferrauti had criticized  the differential learning as an aberration.

Here is Wolfgang Schöllhorns beautiful reply (thanks to WS for the translation):

„It is always a surprise as to what people are capable of when they are overwhelmed by their own emotions. When it comes to the question of deep-seated (training) habits, including when one’s own painful (training) experiences are recognized as such, and when one realizes that lots of things could have been done differently. When one realizes that he could have possibly achieved the orignially dreamed success then often strange outgrowths under the guise of supposed science appear. One fights the new, in order not to change one’s own, life long developed view of world. One becomes polemic, starts to discredit, one blindly takes over defamation that is trying to isolate. One is doing everything in order not to face the pain that would be accompanied by one’s own changes. The evil always comes from outside. Teaching skills weiterlesen

Frage

fragezeichenEine Frage: Sind nicht-wiederholte, also einmalige technische Anleitungen im Training, wie „Hol früher aus“, „Stell Dich seitlich“, „Obere Schleife“ „Linkes-Bein-vor“,  „In-die-Knie“ gleichzeitig paradoxe Interventionen und damit Trainingsformen im Sinne eines Differenziellen Lernens?

A question: Are non-repeated, so only one-time used technical informations in coaching, such as „get your racket back sooner„, take the right foot in front“, and so on, a paradoxical intervention and thus drills mentioned by differential learning?

Being Coach..

Trainer*in sein ist ein hartes Geschäft!

(for translation scroll down).

zorniger
Alexander Zorniger (Ex-Coach of the german Bundesliga-Club VFB Stuttgart) Bildquelle: kicker.de

Erfolg und Mißerfolg gehen Hand in Hand. Wir Trainer*innen glauben, dass wir eine hohe Verantwortung für die Entwicklung unserer Sportler*innen tragen. Doch ob wir im Training das Richtige machen oder vielleicht nur wertvolle Zeit vergeuden, werden wir tatsächlich nie erfahren. Dafür spielen zu viele Faktoren mit hinein. In jedem Training haben wir Spieler*innen, die – natürlich zu Recht – offen oder hinter vorgehaltener Hand unsere Methoden hinterfragen. Wir stehen in ständiger Konkurrenz zu den Kolleg*innen auf den Nachbarplätzen. Selbstzweifel gehören deshalb zum täglichen Geschäft. Being Coach.. weiterlesen

Leserbrief

Leserbrief

In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „TennisSport 3/2015“ finden sich zwei unterschiedliche Einschätzungen des differenziellen Lernens nach Schöllhorn: Freddy Siegenthaler, ehemaliger Swiss Tennis Stützpunkttrainer empfiehlt das differenzielle Lernen (nach Schöllhorn) bei der Entwicklung und Verbesserung des 1. Aufschlags im Tennis (S. 3). Im gleichen Heft kritisiert Alexander Ferrauti das differenzielle Lernen als wenig Erfolg versprechend. Die praktischen Unterrichtserfahrungen widersprechen ihrer Ansicht nach „eindeutig den Axiomen des differenziellen Lernmodells“ (S. 22) Leserbrief weiterlesen

Methodische Hilfsmittel

Methodische Bewegungshilfen sind ein beliebtes Instrument, um das Bewegungslernen zu erleichtern.  Das beginnt mit dem Laufstuhl für Kinder, mit dem ihnen das Laufen Lernen erleichtert werden soll, genauso zähle ich auch das Buchregal, an dem sich das Kind hochzieht, zu den methodischen Hilfsmitteln.

Methodische Bewegungs- oder Gerätehilfen im Tennis sind zum Beispiel das Hochnetz, das das Erlernen des Topspin-Schlags erleichtert. der Speed-Ball, Methodische Hilfsmittel weiterlesen

Differencial learning and coaching

In dieser Woche habe ich mit Prof. Wolfgang Schöllhorn anlässlich des Artikels von Ferrauti u.a. in der Zeitschrift „TennisSport“ und des dortigen Verriss des Differenziellen Lernens telefoniert. Das spannende Gespräch hat mir viele neue Gedanken und Einsichten geliefert. Auch in der alltäglichen Trainingspraxis in vielen Sportarten findet das DL immer häufiger Anwendung. Hier ein schönes Beispiel aus dem Fußball.

„Der neue Dortmund-Chefcoach (Thomas Tuchel, F.H.) ist seit Anbeginn seiner Trainerlaufbahn auf der Suche nach Optionen, um seinen Horizont – und den seiner Spieler – zu erweitern. Entsprechend innovativ und komplex muten seine Übungsinhalte an. Wenn er im Training zum Abschlussspiel auf kreisrundem Feld bittet oder das Spielfeld zum Trapez verändert, um das Diagonalspiel zu verinnerlichen, verlangt er seinen Spielern flexible Lösungsmöglichkeiten und neue Denkmuster ab. Er lässt Passstafetten auf feuchtem, raspelkurz gemähtem Rasen üben, schärft so Handlungsschnelligkeit und Konzentration der Spieler und zwingt sie zur Eigenverantwortung. Das „normale“ Spiel am Wochenende wird da fast zur Erholungsphase. Tuchel versteht sich als Helfer, nicht als Schleifer. Er will den Spieler individuell entwickeln, vergibt Einzelaufträge und persönliche Lernziele. Training, ganz im Sinne Schöllhorns.“ (aus Welt am Sonntag vom / Ausgabe 38 / Seite 28. Die-Biochemie-des-Erfolgs)

Wie in diesem Artikel beschrieben finden das Differenzielle Lernen und Lehren nach Schöllhorn immer mehr Trainer*innen, die damit positive Erfahrungen machen.

Wie schon erwähnt, erscheint im August das Fußballbuch von  Marco Henseling und Rene Maric „Fußball durch Fußball“ (erscheint im November im Verlag Die Werkstatt)

Ebenfalls neu auf dem Büchermarkt das Buch von Günther Blumhoff u.a. „Differenzielles Lernen im Golf: Der Weg zu einem besseren Golfer.“

Ich hoffe, dass ich bald mehr gelesen habe.

Golf_BuchFussball_Buch

Spielverlagerung

Der Schwerpunkt meiner Betrachtungen im  INNER COACHING Blog liegt beim Tennistraining. Die beschriebenen Überlegungen zu einem effektiven Lehren und Lernen motorischer Bewegungen haben natürlich haben natürlich auch eine Bedeutung für den Teamsport.
Marco Henseling, bei spielverlagerung.de für die Trainingstheorie im Fußballtraining zuständig hat mir dieser Tage spannende Infos und Literaturtips gemailt. Vielen Dank!
„Ich verfolge ihre Seite schon seit einiger Zeit mit großem Interesse, weil all ihre methodischen Ansätze auch von mir vertreten werden. Im November bringe ich zusammen mit René Maric (spielverlagerung.de) ein Buch über Trainingsmethodik im Fußball heraus („Fußball durch Fußball“ – Verlag die Werkstatt). Darin vollziehen wir eine totale Abkehr von klassischen Lehrmethoden und zeigen auf, was die Wissenschaften sagen und wie man das auf die Praxis übertragen kann. Wir zitieren über 130 Studien, Aufsätze, Dissertationen etc. Darunter auch Daniel Memmert, Markus Raab und Wolfgang Schöllhorn. Ich kann ihnen insbesondere die erste Dissertation von Markus Raab ans Herz legen („SMART – Techniken des Taktiktrainings, Taktiken des Techniktrainings“). Darin befasst sich Raab mit der Frage, unter welchen Umständen implizite Lehrmethoden geeignet sind und unter welchen Umständen explizite. Leider ist diese Dissertation nicht im Internet zu finden.
Daniel Memmert hat seine Forschungsergebnisse der letzten Jahre zum Thema „Kreativität“ zusammengestellt. Das habe ich ihnen mal angehängt.
Nonlinear pedagogy. Das ist ein ganzheitliches Lehrmodell, in dem beschrieben wird, dass durch Variationen der Lernumgebung bestimmte Aspekte implizit gefördert werden. Indem auch nur ein einzelner Aspekt verändert wird (Größe des Feldes, Anzahl der Spieler, zulässige Ballberührungen), wird Einfluss auf andere Bereiche genommen (Variation der Feldgröße ändert Spielintensität, Anzahl der Spieler erhöht Entscheidungsvielfalt, Beschränkung der Ballberührungen erfordert schnellere Entscheidung und Verarbeitung etc.). Auf diese Weise wird der Informationsgehalt der Übung multiplikativ gesteigert. Das Konzept TGfU (Teaching Games for Understanding) zählt dazu.
…..In ihrem Artikel „Differenzielles Lernen – Kritik“ haben sie einen Fehler hinsichtlich der Systematik des differenziellen und impliziten Lernens gemacht: Das differenzielle Lernen steht nicht neben dem impliziten Lernen, sondern es gehört zu den impliziten Lehr- und Lernmethoden. Das Erlernen von Bewegungen (Techniken) durch die differenzielle Methode fußt ja ebenso auf dem Prinzip der Selbstorganisation, wie das auch beim Entscheidungstraining der Fall ist, wo die Sportler in viele Situationen gebracht werden, in denen sie permanent Entscheidungen treffen müssen. Die Bewegung/Technik ist ja nichts anderes als die Ausführung einer zuvor getroffenen Entscheidung/Taktik. Raymond Verheijen,  spricht daher passender Weise von „funktioneller Technik“ im Sinne des action approach. Im Prinzip kann man sagen, dass das differenzielle Lernen in Spielformen bzw. spielnahen Übungen automatisch zur Anwendung kommt. Denn in Spielformen kommt es durch den Gegnerdruck immer zu Schwankungen. Dadurch findet eine Selbstorganisation der Entscheidung (Taktik) und der Bewegung (Technik) in einer systemdynamischen Umgebung statt, sodass zeitgleich die taktischen und technischen Aspekte trainiert werden.
…..“

Differenzielles Lernen – Kritik

In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „TennisSport 3/2015“ finden sich zwei unterschiedliche Einschätzungen des differenziellen Lernens nach Schöllhorn.

Freddy Siegenthaler, ehemaliger Swiss Tennis Stützpunkttrainer empfiehlt das differenzielle Lernen (nach Schöllhorn) bei der Entwicklung und Verbesserung des 1. Aufschlags im Tennis (S. 3).

Im gleichen Heft kritisieren Ferrauti/Maier/Weber das differenzielle Lernen als wenig Erfolg versprechend. Die praktischen Unterrichtserfahrungen widersprechen ihrer Ansicht nach „eindeutig den Axiomen des differenziellen Lernmodells“ (S. 22)

Im INNER COACHING (TMS) greifen wir häufig auf das differenzielle Lernen zurück und haben damit, im Unterschied zu Ferrauti et al., in der Praxis sehr gute Erfahrungen gemacht.

Woran liegt das?

Möglicherweise besteht die unterschiedliche Rezeption des differenziellen Lernens daran, dass Schöllhorn so verstanden wird, dass motorisches Bewegungslernen und die Entwicklung einer erfolgreichen Technik sich ausschließlich mit differenziellem Lernen realisieren lassen. Dies kann natürlich so nicht funktionieren, da bei den Rückschlagspielen auch z.B. die Taktik und die Anwendung einer zur taktischen Anforderung passenden Technik von Bedeutung sind.

Dies lässt sich alleine mit differenziellem Training nicht erlernen und entwickeln. Differenzielles Training ist aber immer ein Bestandteil von implizitem und spielorientiertem Lehren und Lernen.

Deshalb ist wie bei Siegenthaler auch im INNER COACHING (TMS) das differenzielle Lernen EIN hilfreiches Element in der Technikentwicklung.ic

In the current issue of the journal „Tennis Sport 3/2015“ there are two different estimates of the differential learning by Schöllhorn.

Freddy Siegenthaler, former Swiss tennis Coach recommends the differential learning (according to Schöllhorn) in the development and improvement of the 1st serve in Tennis (p.3).

In the same issue Ferrauti / Maier / Weber criticize the differential learning as promising little success. The practical teaching experiences contradict from their view, „clearly the axioms of differential learning model“ (p.22)

In INNER COACHING (TMS), we often rely on the differential learning and have very good experience in our practice unlike Ferrauti et al.

Why is that?

Perhaps the different reception of differential learning is, that Schöllhorn is understood that motorized movement learning and the development of a successful technology can be realized only with differential learning. This may not work, because in racket games, for example, tactics and the use of appropriate technology for tactical requirements are important.

This can not be learned only with differential training, but it is an important module in implicit and game-based learning and teaching!

Therefore, with Siegenthaler and INNER COACHING (TMS), differential learning is a useful element in the development of technology.