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Die Welle reiten….

„Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen,…“ ist ein Zitat des vorsokratischen Philosophen Heraklit. „Man kann nicht zweimal dieselbe Welle reiten…“ ist eine Beobachtung aus obigem Video, aufgenommen an der Eisbachwelle in München.

Lässt sich diese Analogie auf Spielsportarten übertragen? Was bedeutet das für das motorische Lernen in den technisch anspruchsvollen Rückschlagspielen, wenn z. B. auch Rafael Nadal darauf hinweist, dass im Tennis kein Schlag wie der andere ist? Dass jeder Ball anders springt. Wenn Wissenschaftler:innen beobachten, dass im Fußball nur etwa jeder hunderttausendste Ballkontakt als identisch beschrieben werden kann?

Im Blog verfolge ich die Idee des differentiellen Lernens und anderer moderner wissenschaftlicher Ansätze zum motorischen Lernen. Das findet dann Anbindung an die Praxis im Tennistraining und sich in vielen Trainingsideen auf diesem Blog oder auf www.tms-tennis.de wieder. Vor allem geht es dabei um die Erkenntnis, dass Lernen, Variation, Vielfalt, Stille und Fehler zusammengehören, dass die bis heute im Training der Spielsportarten bevorzugte ständige Wiederholung der möglichst identischen Situation eher Lernen und Kreativität einschränken.

Wide focus

„With explicit instructions by the coaches, children can not perceive all relevant informations. A close attentional focus is the consequence; good and possibly better solutions are overlooked and the divergent thinking is impaired from the start. On the other hand, learning by discovering without instructions allows a wide attentional focus (implicit/differential/action approach/deliberate coaching, FH).“ (Henseling, M./Maric, R.: Fußball durch Fußball. Göttingen 2015) Wide focus weiterlesen

Spielverlagerung

Der Schwerpunkt meiner Betrachtungen im  INNER COACHING Blog liegt beim Tennistraining. Die beschriebenen Überlegungen zu einem effektiven Lehren und Lernen motorischer Bewegungen haben natürlich haben natürlich auch eine Bedeutung für den Teamsport.
Marco Henseling, bei spielverlagerung.de für die Trainingstheorie im Fußballtraining zuständig hat mir dieser Tage spannende Infos und Literaturtips gemailt. Vielen Dank!
„Ich verfolge ihre Seite schon seit einiger Zeit mit großem Interesse, weil all ihre methodischen Ansätze auch von mir vertreten werden. Im November bringe ich zusammen mit René Maric (spielverlagerung.de) ein Buch über Trainingsmethodik im Fußball heraus („Fußball durch Fußball“ – Verlag die Werkstatt). Darin vollziehen wir eine totale Abkehr von klassischen Lehrmethoden und zeigen auf, was die Wissenschaften sagen und wie man das auf die Praxis übertragen kann. Wir zitieren über 130 Studien, Aufsätze, Dissertationen etc. Darunter auch Daniel Memmert, Markus Raab und Wolfgang Schöllhorn. Ich kann ihnen insbesondere die erste Dissertation von Markus Raab ans Herz legen („SMART – Techniken des Taktiktrainings, Taktiken des Techniktrainings“). Darin befasst sich Raab mit der Frage, unter welchen Umständen implizite Lehrmethoden geeignet sind und unter welchen Umständen explizite. Leider ist diese Dissertation nicht im Internet zu finden.
Daniel Memmert hat seine Forschungsergebnisse der letzten Jahre zum Thema „Kreativität“ zusammengestellt. Das habe ich ihnen mal angehängt.
Nonlinear pedagogy. Das ist ein ganzheitliches Lehrmodell, in dem beschrieben wird, dass durch Variationen der Lernumgebung bestimmte Aspekte implizit gefördert werden. Indem auch nur ein einzelner Aspekt verändert wird (Größe des Feldes, Anzahl der Spieler, zulässige Ballberührungen), wird Einfluss auf andere Bereiche genommen (Variation der Feldgröße ändert Spielintensität, Anzahl der Spieler erhöht Entscheidungsvielfalt, Beschränkung der Ballberührungen erfordert schnellere Entscheidung und Verarbeitung etc.). Auf diese Weise wird der Informationsgehalt der Übung multiplikativ gesteigert. Das Konzept TGfU (Teaching Games for Understanding) zählt dazu.
…..In ihrem Artikel „Differenzielles Lernen – Kritik“ haben sie einen Fehler hinsichtlich der Systematik des differenziellen und impliziten Lernens gemacht: Das differenzielle Lernen steht nicht neben dem impliziten Lernen, sondern es gehört zu den impliziten Lehr- und Lernmethoden. Das Erlernen von Bewegungen (Techniken) durch die differenzielle Methode fußt ja ebenso auf dem Prinzip der Selbstorganisation, wie das auch beim Entscheidungstraining der Fall ist, wo die Sportler in viele Situationen gebracht werden, in denen sie permanent Entscheidungen treffen müssen. Die Bewegung/Technik ist ja nichts anderes als die Ausführung einer zuvor getroffenen Entscheidung/Taktik. Raymond Verheijen,  spricht daher passender Weise von „funktioneller Technik“ im Sinne des action approach. Im Prinzip kann man sagen, dass das differenzielle Lernen in Spielformen bzw. spielnahen Übungen automatisch zur Anwendung kommt. Denn in Spielformen kommt es durch den Gegnerdruck immer zu Schwankungen. Dadurch findet eine Selbstorganisation der Entscheidung (Taktik) und der Bewegung (Technik) in einer systemdynamischen Umgebung statt, sodass zeitgleich die taktischen und technischen Aspekte trainiert werden.
…..“

Juggling with the soccer ball

Frieder Beck („Sport macht schlau“, Berlin, Goldegg-Verlag, 2014) verdanke ich eine nette Anregung zur Beschreibung und Überprüfung unserer Inner Coaching Gedanken: Übe Dich im Jonglieren mit dem Fußball.

Anhand dieses Beispiels lassen sich auch die Ergebnisse aus der Neurobiologie und der Gehirnforschung beschreiben. Mit Gehen lernen und dem Jonglieren von Bällen mit den Händen habe ich schon gezeigt, wie der Mensch implizit (aus der Situation sich ergebend) und ohne explizite Anleitungen (das wären die Beschreibungen einer „richtigen“ Technik) lernt. Entscheidend für das Denken des Lernenden ist der Effekt der Bewegung Juggling with the soccer ball weiterlesen