Der wandernde Coach

Differenzielles Lernen im Sport braucht Unterschiede im Trainingsaufbau. Lernen findet am effektivsten statt, wenn sich Aufgaben nicht ständig wiederholen, sondern immer wieder neue Varianten gespielt werden können. Das gilt auch im CLA, dem constraints led approach. Die häufigste Situation im Tennistraining ist, dass der Coach den Ball einspielt. In einer Einheit mit einem Spieler oder mit einer Gruppe. Einige Coaches scheinen an ihren Plätzen fest verwurzelt zu sein. In diesem Artikel sehen Sie, dass Sie unseren Begriff „Wandertrainer“ für viele viele Variationen verwenden können. Coach, wo stehst du?

Manchmal braucht es nur ein wenig Fantasie, um neue Übungen zu entwickeln, die die Anforderungen eines „evidenzbasierten Coachings“ erfüllen. Es sieht dann ein bisschen so aus, wie Holger Geschwindner es nannte: „Praktizierter Unfug“! Geschwindner war der persönliche Basketballtrainer von Dirk Nowitzki, einem der erfolgreichsten Basketballspieler der NBA (siehe unten). Auch wenn in der Trainerausbildung immer noch gefordert wird, den Ball „spielgerecht“ anzuspielen, widerspricht das den modernen Anforderungen an ein differenzielles Training, bei dem auch gezielt „Fehler“ für das motorische Lernen und die Technik- und Taktikentwicklung genutzt werden.

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In der Ausbildung für Coaches werden die Positionen, von wo aus sie den Ball am besten ins Spiel bringen, nur eindimensional reflektiert. Nicht „spielgerechte Anspiele“ gelten als No-Go-Positionen für den Coach, da sie nicht den Lehrbuchregeln entsprechen. Ich erinnere mich an meine eigene Ausbildung zum Tenniscoach. Da gab es richtige und falsche Positionen für den Coach. Die „falsche“ Position in einer Prüfungssituation konnte ein entscheidendes Kriterium für Nichtbestehen sein.

Dann sahen wir später plötzich in den sogenannten „spanischen Drills“ Positionen, bei denen Coaches von irgendwo im Feld die Bälle zuwerfen, als Drop zuspielen und ständig ihre Position verändern. Dies deutete bereits darauf hin, dass es andere erfolgreiche Möglichkeiten des Anspiels gibt. Heute können wir sagen, dass dies erfahrungsbasierte Varianten waren (constraints), die wir heute als differnzielle Amsätze bezeichnen können. Es wurde jedoch ohne einen zu diesem Zeitpunkt noch nicht verfügbaren wissenschaftlichen Hintergrund praktiziert.

Die obige, von uns entwickelte Grafik „Cooach wo bist du?“ zeigt nur einige der möglichen Positionen, von denen aus der Coach den Ball auf verschiedene Arten oder aus vielen verschiedenen Positionen einspielen kann. Aus dem systemischem Coaching und dem systemdynamischem Ansatz ist bekannt, dass jede noch so kleine Veränderung wichtige Irritationen hervorruft, die ein biologisches System „in Schwingung versetzen“ und so zu einer Innovation, einem Lernprozess und einer Erweiterung des Spielraums zur Lösung einer motorischen Aufgabe, wie der Entwicklung der passenden Technik führen. Im Sport lassen sich Technik und Taktik so individuell und kreativ entwickeln, ohne dass eine explizite Anleitung durch den Coach erforderlich ist.

In Verbindung mit weiteren Variationen im Trainingsaufbau (Ziele, Aufgaben, Umgebung, Material, Spielregeln,…) kann eine unendliche Anzahl weiterer Kombinationen von Variationen entwickelt werden. Auf diese Weise sind wir auf einem evidenzbasierten, den Anforderungen des differenziellen Lernens folgenden Weg und verzichten auf ständige Wiederholungen, wie im traditionellen, einschleifenden Vermittlungsansatz.

Durch das Selbstanspiel durch die Spieler:innen, von den unterschiedlichsten Positionen in und außerhalb des Spielfeldes, lässt sich der Baukasten der Variationen fast unendlich erweitern.

Lasst es uns tun!

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