Aufmerksamkeit und Bewegungslernen

Wer lange sucht……

Nach der Lektüre des Beilock Buches „Choke“ war ich mir unsicher, in wie weit es Untersuchungen gibt, die zeigen, dass die Beanspruchung des frontalen Cortex nicht nur bei Spitzensportlern die optimale Performance verhindert. Beilock zeigt in vielen schönen Beispielen, wie Sportprofis an vermeintlich einfachen Aufgaben scheitern, sobald sie unter Druck stehen und beginnen über eigentliche automatisierte Bewegungen nachzudenken.

Heute habe ich eine schon etwas ältere Studie von Dr. Gabriele Wulf gefunden. In Spektrum der Wissenschaft 4/1998 beschreibt sie unter der Überschrift „Bewußte Kontrolle stört Bewegungslernen“, dass im Bewegungslernen Technikanleitungen „schädlich“ sind, da sie die Aufmerksamkeit auf die eigene Bewegung lenken und den Fokus „nach innen“ richten. Zitat: „Anscheinend ist die motorische Steuerung von Bewegungen ein automatisch ablaufender Prozeß, der durch bewußte Einflußnahme in der Regel nur gestört wird.“

Untersucht hat sie dies an Gruppen von Skifahrern, Golfspielern und beim Balancieren auf dem Stabilometer. Die Gruppen, die technische Hinweise zur Bewegungsausführung bekamen, schnitten bei den abschließenden Tests bezüglich Bewegungsfluß und Bewegungsgeschwindiggkeit deutlich schlechter ab, als die Gruppen die keinerlei technische Anleitung bekommen hatten. Am besten schnitten jedoch die Testgruppen ab, deren Fokus „nach außen“ gerichtet wurde. Beim Balancieren auf dem Stabilometer wurde dieser Gruppe z.B. empfohlen, zwei Punkte auf dem Balanciergerät auf gleicher Höhe zu halten. Der Fokus wird nicht auf die Bewegung an sich gerichtet (innerer Fokus), sondern auf den Effekt gelenkt, der damit bewirkt werden soll (externer Fokus).

Im  Tennis Training nach Inner Coaching Prinzipien finden wir diese Vorstellung wieder, wenn der Spieler die Aufgabe bekommt, auf Ziele zu spielen, die Rotation des Balles zu beobachten, etc..

Der Tennistrainer wird also im Inner Coaching nicht überflüssig, sondern er ist dafür zuständig, die passenden Aufgabenstellungen zu erfinden, um den Fokus von innen nach außen zu richten, dass heißt auch, die Rahmenbedingungen im Tennistraining so zu verändern, dass sich eine erfolgversprechende Technik beim Spieler entwickeln kann (höhere Netze, kleiner Spielfelder, Ziele, unterschiedliche Bälle, Beobachtungsaufgaben, etc.).

Quelle: http://www.spektrum.de/alias/dachzeile/bewusste-kontrolle-stoert-bewegungslernen/824503

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