Variabilität und Lernen

„Wer in seiner Kindheit weniger Gesichtern begegnet ist, hat ein schlechteres Gedächtnis für Gesichter.“

Solche und ähnliche Studienergebnisse zeigen, dass Menschen besser lernen, wenn sie mit vielen Variationen und wechselnden Aufgaben konfrontiert sind. Am besten lernen wir deshalb auch im Spiel. Schon als Kinder haben wir so das Gehen gelernt. Auch Tennis lernen wir demnach am besten durch Variabilität im Training und durch Tennis spielen.

„Das Lernen von weniger variablen Inputs ist oft schnell, aber es kann daran scheitern, auf neue Reize zu generalisieren.“ stellt Limor Raviv, Wissenschaftlerin am Max Planck Institut für Psycholinguistik in Nijmegen im Blick auf das häufig in der Praxis beobachtbare Wiederholungslernen fest. Im Tennistraining finden wir häufig die Idee der „10 000 Stunden Regel von Ericsson“, die so eben nicht haltbar zu sein scheint. Selbst Ericsson hat auf die Fehlinterpretation seiner Studien hingewiesen. Raviv und andere haben begonnen, diese Erkenntnisse in einem einzigen theoretischen Rahmen zu beschreiben. Dazu gehört das Differenzielle Lernen, das in diesem Blog einen breiten Raum einnimmt.

Um die Prinzipien der Variabilitätseffekte zu verstehen, haben Raviv und Kolleg:innen über 150 Studien zu Variabilität und Verallgemeinerung in verschiedenen Bereichen, darunter Informatik, Linguistik, motorisches Lernen, visuelle Wahrnehmung und formale Bildung zusammengefasst.

The role of variability. Max Planck Instititue Mijmegen, March 2022