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„Reality sucks“

Bild in Originalgröße anzeigen„Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners.“ sagte schon der Physiker und Konstruktivist Heinz von Förster. Die kognitive Neurowissenschaft zeigt, warum es keine objektive Sicht der Welt gibt. Auch im Tennistraining und im Coaching sagt eine Beobachtung mehr aus über den Beobachter als über den „Gegenstand“ der Beobachtung.

Aktuell dazu ein interessanter Beitrag aus dasGehirn.info:

„Die trügerische Welt im Kopf“

Dopamin, Synapsen und Bewegungsrepräsentationen im Gehirn

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Vor wenigen Monaten hat mich Frieder Beck, Sportwissenschaftler, Hirnforscher und Trainer der deutschen Nationalmannschaft im Ski-Freestyle auf die Veröffentlichung seines Buches „Sport macht schlau“ aufmerksam gemacht.

Letzte Woche habe ich das Buch ausgepackt und angefangen zu lesen. Und ich bin gefesselt! Auch wenn ich manche Ausführungen zu den Zusammenhängen zwischen Neurologie, Sport und Lernen zweimal lesen muß, hatte ich lange nicht mehr so viel Spaß mit einem Fachbuch. Besonders das Kapitel „Wie die Bewegung in den Kopf kommt“ liefert mir neues Hintergrundwissen zum Bewegungslernen und viele Anhaltspunkte, die unseren Inner Coaching Ansatz unterstützen. Hier ein Auszug aus einem Interview mit dem ORF am 12.12.2014:

Besonders spannend, dass Beck als Beispiel den Tennisvorhandschlag aufgreift und daran das Bewegungslernen beschreibt.

Deshalb nutze ich die freien Tage zum Lesen und werde Euch dann demnächst über Neues aus der Neurowissenschaft und dem Bewegungslernen informieren können.

Der (motorische) Geistesblitz

Die Lösung von Bewegungsaufgaben hat manchmal viel von einem „Geistesblitz“. Zum Beispiel die Lösung der Frage, „wie werfe ich den Ball an, um einen schnellen Aufschlag zu erreichen?“ oder die komplizierte (spieltaktische und bewegungstechnische) Frage, „wie schaffe ich es, den in der Nähe der T-Linie hoch abspringenden Ball mit hohem Tempo so in das gegenüberliegende Feld zu spielen, dass für mich eine günstige Ausgangssituation für den weiteren Ballwechsel entsteht?“

geistesblitzHenning Beck beschreibt in „Biologie des Geistesblitzes – Speed up your mind!“ (Heidelberg 2013), was in unserem Gehirn passieren muss, um zur „göttlichen Eingebung“ oder weltlich formuliert „zur Lösung des Problems“ zu kommen.

Danach sind folgende Rahmenbedingungen erforderlich, um unserem Gehirn den Zugang zu kreativen Lösungen zu ermöglichen:

  1. Definiere für Dich das Problem!
  2. Leg sofort los mit der Lösungssuche!
  3. Scheitern ist hilfreich!
  4. Mach Fehler!
  5. Brich die Lösungssuche ab!
  6. Mach sofort etwas anderes!
  7. Begib Dich in eine „Wohlfühlumgebung“!
  8. Provoziere Deine Gedanken!
  9. Iss und schlaf!
  10. Humor entspannt
  11. Nutze Deine sozialen Kontakte (Coach, Trainingspartner)!
  12. Vermeide Stress!

Die Problembearbeitung beginnt im präfrontalen Cortex, der Geistesblitz kommt uns (i.d.R.) aber erst, wenn wir die oben beschriebenen Rahmenbedingungen schaffen und das ganze Gehirn nutzen: „Wenn Sie sich in der Assoziationsphase befinden, ihren präfrontalen Cortex etwas von der Aufgabe entbinden und weitere Gehirnregionen durch neue Aktivitäten anregen…“ (Beck 2013, S. 209)

Im Inner Coaching ist es unser Anliegen, diese Rahmenbedingungen für effektives Lernen zu ermöglichen.