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Aufmerksamkeitsfokus und Choking under Pressure

Maurer und Munzert kommen in einer Untersuchung mit Basketballspieler_innen (Uni Gießen 2006) zu dem Ergebnis, dass die Lenkung der Aufmerksamkeit auf die Bewegungsausführung, im Gegensatz zu anderen bereits in diesem Blog beschriebenen Untersuchungen (Beilock, Wulf, u.a.), zu signifikant besseren Trefferleistungen führen kann. Ein wesentlicher methodischer Unterschied dieser Studie könnte darin bestehen, dass die Spielerinnen selbst einen für sie wichtigen Bewegungsaspekt wählen konnten, auf den sie sich bei der Ausführung des Freiwurfs konzentrierten. Dieses Ergebnis legt nach Ansicht der Autoren „die Vermutung nahe, dass nicht die vertrauten Aufmerksamkeitslenkungen für eine negative Beeinflussung der Leistung verantwortlich sind“. Link zur Studie

Im Fluss….

Mein Verständnis von „Inner Coaching“ ist ständig im Wandel. Die Basis meiner Überlegungen sind ohne Zweifel Timothy Gallweys Ideen des „Inner Game“. Vieles von Gallwey lässt sich aus dem systemischen Coaching, der Systemdynamik, dem impliziten Lernen, dem handlungsorientierten Lernen (Brechbühl u.a.), dem differenziellen Lernen (Schöllhorn u.a.), den neurologischen Erkenntnissen zum „Choking under pressure-Phänomen“ (Beilock, Bar-Eli u.a.) und den Untersuchungen zum „Aufmerksamkeitsfokus und motorischen Lernen“ (Wulf u.a.) begründen und weiterentwickeln. Daraus habe ich eine „Inner Coaching Philosophie“ konstruiert, die ich mittlerweile vielleicht anders nennen sollte, da der Begriff „Inner Coaching“ als Überschrift erstmal in eine „falsche“ Richtung führt.

Doch wie immer bleiben für mich neben vielen Antworten vor allem viele Fragen. Die oben beschriebenen Forschungsergebnisse lassen sich manchmal nicht zusammenbringen. So haben einzelne Trainingsformen aus der Inner Game Theorie/Praxis, die z.B. der ehemalige Davis-Cup Coach Stefan Schaffelhuber unter seinem Inner Coaching Begriff beschreibt (z.B. Skalieren bei der Körperwahrnehmung: „Achte darauf, wie fest Du den Schläger in der Hand hältst und stufe das auf einer Skala zwischen 1 (locker) und 10 (fest) ein“) eher einen internen Fokus, d.h. die Aufmerksamkeit ist auf den eigenen Körper gerichtet. Dieser Lehransatz kollidiert also möglicherweise mit der Constrained-Action-Hypothese und den  Choking under pressure-Erkenntnissen. Ähnliche gilt aus meiner Sicht für das differenzielle Lernen. Auch hier scheinen manchmal Widersprüche und mögliche Unvereinbarkeiten zu den beschriebenen und von mir beachteten Theorien zu bestehen.

Bevor es nun bei mir zu einem „Knoten im Hirn“ kommt, erscheint es mir notwendig, im Training weiter zu experimentieren: Alles was – für den/die Lernende_n – hilfreich erscheint, ist sinnvoll! Deshalb freue ich mich – wie immer – auf die Rückmeldungen meiner Trainingsteilnehmer_innen!

Inside the box

Under time and emotional pressure the human brain prevents to resort to supposedly proven solution strategies. Especially in our communication strategies,  it happens for example in a violent emotional confrontation, that we rely on learned behavior patterns and recourse to familiar patterns of action. This could be described as „inside-the-box“ strategies. These are patterns of behavior that are familiar to us from our childhood or from our experience that we can supposedly „rely“ on, but these patterns often do not match the current problems.

Tennis Coaches who spend a lot of time to play the balls during practice in the direction of their client know about this problem. Playing matches in tournament, they fall back.
Actually there are few sportsmen who spend more hours on the court and „practice“ more than the coach himself! But in the competitive situation – under stress – they very often use the known behavior pattern: they play the ball in the middle, play the the net-advancing opponent the ball „handsome“ at shoulder height, play their own attacking ball slowly and reachable into the field, …..

Unter emotionalem und zeitlichem Druck neigt das Gehirn des Menschen dazu, auf vermeintlich bewährte Lösungsstrategien zurückzugreifen. Vor allem in der Kommunikation passiert es in Stressituationen, zum Beispiel bei einer heftigen emotionalen Auseinandersetzung, das wir auf erlernte und uns vertraute Handlungsmuster zurückgreifen. Das könnte man als „inside-the-box“-Strategien bezeichnen. Das sind Handlungsmuster, die uns aus unserer Kindheit oder aus unserer Erfahrung vertraut sind, auf die wir uns vermeintlich „verlassen“ können, die aber oft gar nicht zur aktuellen Problematik passen.

Tenniscoaches, die viel Zeit damit verbringen, ihren Trainingsteilnehmer/innen die Bälle zuzuspielen, kennen diese Problematik zur Genüge. Eigentlich gibt es ja wenige Sportler/innen, die mehr Stunden auf dem Platz verbringen und mehr „trainieren“. Doch in der Wettkampfsituation greifen sie – unter Stress – auf bekannte Handlungsmuster zurück: sie spielen den Ball in die Mitte, spielen dem ans Netz vorrückenden Gegner den Ball „schön“ auf Schulterhöhe zu, spielen den eigenen Angriffsball langsam und erreichbar ins Feld, etc.