Selbstkontrolliertes Lernen

„Selbstkontrolliertes Üben.

Autonomie, d.h. die Fähigkeit unabhängig und selbstbestimmt zu handeln, ist ein Grundbedürfnis jedes Menschen (Deci &Ryan, 2008).

Es hat sich gezeigt, dass auch das Lernen motorischer Fertigkeiten durch Übungsbedingungen gefördert wird, die den Lernenden eine gewisse Autonomie gewähren. Das heißt, Situationen, in denen die Lernenden Kontrolle über bestimmte Aspekte der Übungsbedingungen haben (z.B. Rückmeldungen, Gleichgewichtshilfen, Demonstrationen) wirken sich positiv auf das Lernergebnis aus (einen Überblick gibt Wulf 2007).

Einige Untersuchungen haben beispielsweise gezeigt, dass selbstkontrollierte Rückmeldungen – d.h. Rückmeldungen, die von dem/der Lernenden „bei Bedarf“ angefordert werden – zu besseren Lernergebnissen führen als Rückmeldungen, die den Lernenden unabhängig von deren Bedürfnissen gegeben werden.
Auch die selbstkontrollierte Verwendung von Stützhilfen bei Gleichgewichtsaufgaben hat sich als lernförderlich erwiesen. Zum Beispiel wurde eine Skisimulatoraufgabe besser gelernt, wenn die Versuchspersonen selbst entscheiden konnten, wann sie Gleichgewichtshilfen (Skistöcke) benutzen wollten (Wulf & Toole, 1999).
Die Lernenden erwarben auf diese Weise eine bessere Bewegungstechnik, d.h. sie produzierten effizientere Bewegungen
ohne Skistöcke als eine Kontrolle-Gruppe, der die Benutzung der
stöcke vorgeschrieben wurde. Auch wenn die Lernenden selbst entscheiden können, wann und wie oft sie die Bewegungsdemonstration sehen möchten, hat dies nachgewiesenermaßen einen positiven Effekt auf das Lernergebnis.
Diese Befunde sind umso bemerkenswerter, als die Häufigkeit der angeforderten Rückmeldungen oder Video-Demonstrationen zum
Teil gering sind – was darauf hindeutet, dass möglicherweise allein die Möglichkeit zur Selbstkontrolle einen positiven Einfluss auf das Lernergebnis hat.
Mehrere Faktoren dürften für die Lernvorteile selbstkontrollierten Übens verantwortlich sein. abgesehen von der
Befriedigung des Bedürfnisses nach Autonomie scheint die
aktivere Rolle der Lernenden im Lernprozess und die damit verbundene größere Verantwortung einen positiven Effekt auf die Motivation zu haben. Diese wiederum wirkt sich vorteilhaft auf das Lernergebnis aus. Zudem sind die Übungsbedingungen besser auf die Bedürfnisse der Lernenden zugeschnitten, als wenn die Übungsbedingungen von außen vorgegeben werden. Die Kombination dieser Faktoren dürfte für die Lernvorteilen selbstkontrollierten Übens verantwortlich sein.“

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