Die Tennis Bibel

„Die sportwissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahre sind aktuell im Prozess, den Tennissport nach und nach zu erreichen und zu professionalisieren. Es ist Ihre Entscheidung, ob sie auf das Boot aufsteigen und ihre Spieler mitnehmen, oder sich lieber am Rettungsring des „Das war schon immer so“ festhalten wollen, während Ihre Spieler untergehen“ …ein Blogbeitrag von Niklas Grimm für innercoaching-blog.de.

Grimm hat Ende des Jahres 2016 das Buch „Die Tennis Bibel – #umdenken“ veröffentlicht. Das Buch hat eingeschlagen wie ein Schmetterball und zeigt das Bedürfnis in der (Tennis-)Trainerbranche nach neuen Ideen und neuen Wegen im Tennistraining. Die in seinem dreihundertseitigen Buch beschriebenen Trainingstipps zur Entwicklung von Technik und Taktik beruhen auf neuesten sportwissenschaftlichen Statistiken. Das Buch ist deshalb eine wunderbare Ergänzung unseres evidenzbasierten  Lehr- und Lernansatzes.

Blogbeitrag von Niklas Grimm
Warum es manchmal in der Verantwortung einesTrainers liegt, sich selbst nicht treu zu bleiben.
Als Michelangelo 87 Jahre alt war, sprach er seine berühmten Worte„ Ancora imparo“(Ich lerne noch immer). Wo ich herkomme sagt man gerne: „Man lernt nie aus.“ Doch der Wirkungsverlauf von Motivationssprüchen verläuft bei den  meisten Menschen – mich eingeschlossen – zumeist nach ein und  demselben Muster. Zur Vereinfachung dieses Problems ein nicht ganz unbekanntes Beispiel:
1. Man liest von den Gesundheitseffekten täglichen Joggens.
2. Man macht sich einen Plan und fühlt sich gut, malt sich im Kopf   bereits aus, wie man läuft und im Hintergrund läuft „Eye of the tiger“.
3. Man läuft ein paar Tage am Stück, ehe der Tag kommt, wo es  draußen windig ist oder regnet oder der rechte Schnürsenkel  einfach nicht gut genug gebunden ist: „Ach, der eine Lauf weniger heute wird schon keinen Unterschied machen.“
4. Man findet sich eine Woche später ohne weiteren Lauferfolg auf  der Couch und sieht eine Sportwerbung: „Oh, wollte ich nicht eigentlich laufen gehen?“
Ähnlich wie mit dem Laufen verhält es sich mit dem Satz „Ancora imparo“. Uns alle fasziniert das Niemals – Auslernen, aber wer  verinnerlicht diesen Gedanken wirklich noch in seinem täglichen Leben? Wer ist gewillt jeden Tag dazuzulernen? Wer sucht noch nach neuen Wegen? Insbesondere wir Trainer sind es doch, die
alles wissen. Oder zumindest so tun, denn das spart ja Zeit.  Außerdem haben wir Lizenzen absolviert, die uns alles beigebracht haben. Doch genau das bringt uns zum ersten und vielleicht wichtigsten Punkt dieses Beitrages:
Ich habe von meinen Spielern  mehr gelernt, als ich jemals bei Lizenzen, in Büchern oder auf  sonstigen Plattformen gelernt habe.
Wie das ging? Im Grunde ganz  einfach: Zuhören und bereit dafür sein, seinen Horizont zu  erweitern; bereit sein zum Umdenken.
Nun betreibt der Kollege Frercks Hartwig einen wichtigen Blog über  neue Wege des Coachings, den Sie sich gerade durchlesen, was meine introduzierende Predigt über die Bereitschaft zum  Weiterdenken im Grunde überflüssig macht. Oder? Denn auch ich erwische mich noch immer ab und zu auf dem Platz in einem Gedankenaustausch mit einem Spieler, wo ich denke: „Nein, das ist  so, ich weiß das.“ Doch genau da sollten bei jedem die roten Lichter  angehen. Weiß ich es wirklich?
Natürlich gibt es empirische Evidenzen, die wir ruhigen Gewissens beibringen und vertreten können und sollten. Doch das ist die Spitze  des Eisberges. Darunter liegt ein Wunderland des Unerforschten, des „Nicht-Weiter-Gedachten“ und leider auch des  „Das-Habe-Ich-Schon-Immer-So-Gemacht)“.
Ich glaube, dass wir in einer Zeit leben, in der man sich als Trainer keine Totschlagargumente mehr erlauben kann.
Tun Sie mir einen Gefallen: Wenn Sie sich das nächste Mal bei einem der folgenden Gedanken ertappen, so handeln Sie nach dem Prinzip des  Pawlowschen Hundes und versetzen sich einen Elektroschock.  Sollten Sie keinen Taser zur Hand haben, dient auch ein Spritzer  Wasser ins Gesicht, ein Kneifen in den Oberschenkel oder der  Verzicht auf den Nachtisch beim Abendessen.
  • „Das haben wir schon immer so gemacht.“
  • „Das hat damals auch funktioniert.“
  • „Das hat bei dem anderen Spieler gewirkt, wenn es hier nicht klappt, liegt das am Spieler.“
  • „Das hat gut funktioniert. Somit ist es wahrscheinlich die beste  Methode, die es gibt.“
Bertolt Brecht hat einmal gesagt, dass die Qualität von Argumenten  in einer Diskussion, die man gewinnen möchte, gar nicht so wichtig  sei, solange die Quantität stimmt. Und dort ist der Punkt, denn als
Trainer sollte der Meinungsaustausch dahinführen, dass der Spieler davon profitiert. Glauben Sie, dass ein „Das war schon immer so“  dazu führt?
Es gibt dutzende dieser Sätze, die alle im Grunde einem einfachen Gedanken folgen: Ich habe das gelernt und es ist das einzig Richtige. Doch neue Voraussetzungen erfordern neue Methoden. In einer Zeit, in der sich der Sport wandelt, ist es essentiell wichtig, stetig  nach neuen Wegen, Methoden und Möglichkeiten zusuchen. Es ist  notwendig, sich an das Individuum was vor einem steht und von  einem erwartet, dass man es zum besten Tennisspieler macht, der er oder sie sein kann, anzupassen.
Die sportwissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahre sind aktuell im Prozess, den Tennissport nach und nach zu erreichen und zu professionalisieren. Es ist Ihre Entscheidung, ob sie auf das Boot aufsteigen und ihre Spieler mitnehmen, oder sich lieber am Rettungsring des „Das war schon immer so“ festhalten wollen, während Ihre Spieler untergehen.
Der zweite Teil dieses Beitrages soll sich um die Frage drehen: Was ist eigentlich die wichtigste Eigenschaft eines Trainers? Nehmen Sie sich einen Augenblick, um darüber nachzudenken. Die 5 häufigsten Begriffe, mit denen ich bei dieser Frage konfrontiert werde, sind:
  • Fachwissen
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Zielstrebigkeit
  • Empathie
  • Kreativität
In seinem Buch „Optimales Training“, welches eine hervorragende  Basis für jeden Trainer darstellt, beschreibt Jürgen Weineck 4  Kompetenzen eines Trainers: Sachkompetenz,  trainingswissenschaftliche Kompetenz, psychosoziale Kompetenz  und Führungspersönlichkeit. Doch auch er nennt uns keine  Eigenschaft, die man als die wichtigste bezeichnen könnte. Fakt ist,  dass das Trainerwesen ein unheimlich komplexes Wirkungsgefüge  ist, wo eine fehlende Karte das Kartenhaus unsicher und wacklig  werden lässt. Dennoch bin ich der Meinung, dass es einen Begriff  gibt, den man über all diese Kompetenzen stellen kann. Die Rede ist von der Eigenschaft, auf die ich bei einem Trainer zu allererst  schaue, die für mich automatisch einen guten Trainer von einem  schlechten unterscheidet.
Passion
Ein Trainer, der seinen Beruf mit Passion betreibt, wird zielstrebig sein. Er wird immer versuchen, sein Fachwissen zu erweitern. Er wird bestrebt sein, Empathie zu zeigen und seine Kreativität einsetzen, um die bestmögliche Übung zu kreieren. Ich würde jederzeit einen Trainer mit Passion einem Trainer mit brillantem  Fachwissen aber ohne Passion vorziehen. Ein Trainer ohne Passion wird sich nicht nur kaum weiterentwickeln, sondern die mangelnde Passion in diese Sportart selbst auf seine Spieler übertragen. Der  dritte und letzte Teil dieses Beitrages wird sich um mein Buch „Die Tennis Bibel“ drehen. Bevor Sie wegklicken, keine Angst: Das wird kein Werbetext. Es soll sich vielmehr darum drehen, warum ich es unheimlich wichtig finde, dass wir als Trainer Bücher schreiben.
Wie bereits angesprochen, unterliegt der Tennissport einem stetigen Wandel. Und in diesem Wandel ist es so ungemein wichtig, sich mit den verschiedensten Perspektiven auseinanderzusetzen. Jeder hat seine individuelle Ansicht des Tennissports. Jeder hat unterschiedliche Dinge, an die er glaubt und die er vertritt. Und ich bin der Meinung, dass jeder etwas Interessantes zu sagen hat. Der Meinungsaustausch ist es, der uns in dieser rasanten Zeit weiterbringt.
Vor kurzem ging ich mit meinem Vater, dessen Meinung mir ungemein wichtig ist, die Verkaufszahlen durch. Überwältigt ließ er sich zur folgenden Aussage hinreißen: „Wenn es das Buch vom Bresnik nicht gegeben hätte, hättest Du wahrscheinlich sogar noch mehr verkauft.“
Und obwohl er damit Recht hatte, bin ich ungemein froh, dass es das Buch „Die Dominic-Thiem-Methode“ gibt. Denn es ist eine Meinung, eine Perspektive. Perspektiven von Menschen aus dem Tennissport führen zu einer Perspektiverweiterung, von der letztendlich die Spieler und Trainer dieser Welt und damit der Sport an sich profitieren.
Dabei ist es egal ob die Perspektive von einem Trainer eines Top 10 Spielers oder von einem Clubtrainer aus Westberlin oder wie in meinem Fall von einem 20- jährigen Sportwissenschaftsstudent aus Lübeck kommt. Was diese Bücher dennoch alle haben sollten–um die Brücke zu den anderen 2 Beitragsteilen zu schließen–sind Passion für den Sport und die Bereitschaft, über den Tellerrand hinauszublicken.
Daher macht es mich unheimlich glücklich, dass es derzeit eine ganze Reihe an Tennisbüchern auf dem Markt gibt. Abschließend noch 4 Anweisungen an Sie, die das Behandelte auf einen Punkt bringen.
1. Suchen Sie immer nach neuen Möglichkeiten, Ihr Wissen zu erweitern.
2. Finden Sie Ihre Passion und übertragen Sie sie auf andere.
3. Beteiligen Sie sich am Meinungsaustausch.
4. Kaufen Sie Die Tennis Bibel.
Niklas Grimm

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