Archiv der Kategorie: Motor Learning

Aus der Balance in die Balance

padDrill zur Verbesserung der Beinarbeit, der Balance und damit der Grundschläge, Drill zur Technikentwicklung nach Inner Coaching Prinzipien (differenzielles Lernen):
Stehe einbeinig auf dem Balance-Pad und starte von dort aus zum Vorhand- oder Rückhandschlag (Ballzuspiel oder -zuwurf von Coach). Bei der Rückhand (Rechtshänder) starte mit dem rechten Fuß auf dem Pad. Bei der Vorhand starte auf dem linken Bein.
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„Eigensinnig“

gulbisEinige seiner Coaches haben sich wahrscheinlich die Haare gerauft, wenn sie sich die Schlägerhaltung von Ernests Gulbis‘ Vorhand im Training angesehen haben. Unorthodox und wider die gängige Technikvorstellung, aber erfolgreich. Bei den French Open 2014 in Paris musste das Roger Federer erkennen, als er das Achtelfinal in fünf Sätzen 7:6, 6:7, 2:6, 6:4, 3:6 verliert.

Es ist aus meiner Inner Coaching Perspektive immer wieder befreiend, zu sehen, dass Individualität und „eigensinnige Selbstorganisation“ erfolgreich sind: „Let the children play!“

Faces

faceball (578x640)Ein weiterer Inner Coaching Drill für Beginner und Pros mit externem Fokus (Ball) und der „Konzentration auf das Wesentliche“: Malen Sie auf einen Tennisball einen fröhlichen Smiley. Die Trainingspartner_innen spielen Ballwechsel von der T-Linie. Aufgabe: „Beobachtet den Ball, wenn er auf Euch zu, bzw. wegfliegt. Könnt Ihr dabei das Gesicht erkennen?“

Another Inner Coaching drill for beginners and pros with external focus and concentration on the essentials„:  Paint a happy face on a tennis ball. Play rallies with your partner from the serviceline. Task: Watch the ball when it comes to you, or flies away Can you see the face?“

Vom „Flutschen“ einer Bewegung

Trainingsformen aus dem Differenziellen Lernen sind mittlerweile ein wichtiger Bestandteil in unserem Inner Coaching Übungsrepertoire. Dort finden wir wunderschöne „Trick-the-mind-drills“ und paradoxe Interventionen, die das Bewegungslernen erleichtern.

Es hat sich in unserem Training gezeigt, dass die Entwicklung einer erfolgreichen (!) Technik dann auftritt, wenn die Spieler_innen in einen Zustand der Ermüdung kommen. Dann werden die Schläge flüssiger und „lockerer“ (die Vorstellung einer „richtigen Technik“ halten wir für fragwürdig und haben wir inzwischen aufgegeben bzw zumindest „zurückgestellt“).

Folgende Erklärungen erscheinen uns sinnvoll: Vom „Flutschen“ einer Bewegung weiterlesen

Kreativität und Lehrbuch-Regeln

Erinnern Sie sich noch an Björn Borg, den innovativsten und auch zu seiner Zeit erfolgreichsten Tennisspieler aus Schweden, „Erfinder“ der beidhändigen Rückhand, des Topspins und des defensiven Spiels von der Grundlinie? Dieses Zitat von ihm stammt aus einer Zeit, in der das rigide Techniktraining und wie wir es heute nennen, der „methodische Traditionalismus“ vorrangig den Lern- und Trainingsalltag von Tennisspieler_innen jeder Spielstärke bestimmt haben.

(Der Beitrag ist aus der Präsentation zum Workshop „Inner Coaching im Tennistraining“)

Tennis spielen wie ein Samurai

Ulrich Nitzschke unterscheidet in dem Buch „Zen oder Golf spielen wie ein Samurai“ zwei unterschiedliche Formen des Bewegungslernens im Golf. Die rational-intellektuelle Art, in der Bewertungen nach „richtig“ oder „falsch“ eine zentrale Rolle spielen und in der Bewegungsabläufe in Einzelphänomene zerlegt und danach beurteilt werden. Die andere, dem Zen nahe Form, ist die „natürlich-intuitive“ Art des Lernens, in der nicht der Verstand, sondern die Intuition leitend ist und der wir spielend (!) lernen, „wie die Kinder“.

Interessanterweise meint Nitzschke im gleichen Atemzug, dass „Der Golfschüler sich zunächst gründlich all die Kenntnisse über die Golftechnik aneignen soll, die üblicherweise (! F.H.) in den Golfschulen und durch Lehrbücher vermittelt werden“ und der Lernende erst in der zweiten Phase lerne, „sich Schritt für Schritt von den technischen Konzepten und detaillierten Instruktionen der ersten Phase zu lösen.“ Jetzt behalte er und entwickle weiter, „was sich für ihn gut anfühlt“ …. „und Spaß macht“! Dies steht im Widerspruch zu unserer Einschätzung, dass bereits der erste Lernschritt der (spielerischen) Selbstorganisation des Lernenden zugetraut werden kann.

Nitzschke empfiehlt dem Golfer, seinen persönlichen Stil zu entwickeln und stellt in diesem Zusammenhang die in diesem Blog immer wiederkehrende Frage, ob die Vorstellung einer „richtigen“ Technik nicht fragwürdig ist.

Das Buch ist leicht zu lesen und macht die Zusammenhänge zwischen dem Inner Game-Konzept von Gallwey, neueren Erkenntnissen aus der Sportpsychologie und dem Zen deutlich. Inwieweit sich die praktische Anwendung der golfspezifischen Übungen aus dem Buch auf das Tennisspiel übertragen lassen, ist mir noch nicht ganz ersichtlich.

Da es sich beim Golf um „geschlossene Bewegungen“ handelt, bieten sich die von Nitzschke vorgeschlagenen Methoden für den Aufschlag an, der weitestgehend vom Gegner unbeeinflusst ausgeführt wird.

Der Frosch und der Tausendfüßler

froschDer Frosch und der Tausendfüßler

eine Fabel

Einst wanderte ein Frosch durch den Wald, da begegnete ihm ein Tausendfüßler. Fasziniert schaute der Frosch ihn an und bestaunte den exakt aufeinander abgestimmten Bewegungsablauf der unzählig vielen Beinchen.

Bewundernd sprach er den Tausendfüßler an: ,,He, Du da! Hör mal, wie machst Du das nur?“
,,Wie mache ich was?“, fragte der Tausendfüßler zurück.
,,Na, all die Beine im richtigen Augenblick in der richtigen Höhe und mit der passenden Schrittlänge zu bewegen ohne dass sie sich berühren und ohne dass Du stolperst?“

Der Tausendfüßler hielt inne und schaute lange zurück auf seine Beine, mal nach links, mal nach rechts. Man sah ihm an, dass er angestrengt nachdachte. Bevor er dem Frosch antworten konnte, wollte er sich noch einmal in Bewegung setzen.
Aber ohje, es funktionierte nicht mehr. Seine Beinchen gerieten völlig durcheinander, traten sich gegenseitig auf die Füße und der Tausendfüßler blieb auf dem Boden liegen. Traurig sagte er: ,,Ich kann es nicht mehr!“

Erst nach einem langen Schlaf, der seinen Kopf wieder frei machte, lief er elegant weiter und verließ sich fortan auf sein Gefühl.

Zombie

ttWas passiert beim Choking under pressure im Gehirn? Betrifft das nur automatisierte Bewegungsabläufe oder betrifft das auch den „Stress“ beim Bewegungs(neu)lernen? dasGehirn.info weiß dazu mehr:

„Ich erlebe es manchmal beim Tischtennis: Denke ich nicht darüber nach, gehen mir die schnellsten Ballwechsel leicht von der Hand, fast wie von selbst. Würde ich beispielsweise darüber grübeln, in welchem Winkel ich den herannahenden Ball schlagen soll. Ich wäre nicht nur zu langsam. Mir ginge es auch ein bisschen so wie dem Hundertfüßer in einer Fabel des antiken griechischen Dichters Äsop: Von einem Frosch befragt, wie er seine vielen Beinchen koordiniert, gerät er unweigerlich aus dem Tritt.“ (Dr. Christian Wolf in: „Wie, wenn ich ein Zombie wäre?“)