Archiv der Kategorie: Inner Coaching

Feel the rhythm

Einer der beliebsten und deshalb auch bekanntesten Inner Coaching Drills ist der „Bounce-Hit“, oder „Hopp-Hit“ oder „1-2“ Drill. Um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und gleichzeitig ein Gefühl für den Schlagrhythmus zu finden, zählt er/sie beim Spielen immer mit: Aufsprung des Balles vor dem Spieler ist „Bounce“ oder „Hopp“ oder „1“. Der Schlag ist dann „Hit“ oder „2“. Dabei wird immer laut „gezählt“. Bei vielen Spieler_innen führt dieser Drill, wenn er über 15 bis 20 Minuten durchgeführt wird in einen regelrechten Zustand der Trance, des „Flows“.

Bääm, Sprechblase, Comic, Cartoon, Gedankenblase, peng, bum, witzig, buntWenn das Trainingsziel ein früher Treffpunkt des Balles, beziehungsweise ein Schlagen des Balles im Aufsteigen ist, dann lässt sich der Drill einfach verändern und dem Trainingsziel anpassen. Aus dem entspannten und langsam fließenden „Bounce-Hit“ wird dann ein schnelles „Bumm-Bumm“ und damit ein veränderter Rhythmus.

Paradoxe Intenvention beim Aufschlag

Spieler_innen, die beim Aufschlag den Ball immer deutlich zu lang spielen, kann folgende paradoxe Intervention helfen: „Spiel den Aufschlag ein paar Mal zuerst in Dein eigenes Feld, so dass er erst nach dem Aufsprung das Netz überquert. Danach spiele den Aufschlag wieder direkt ins Aufschlagfeld!“

Gehen viele Aufschläge ins Netz, hilft manchmal folgende paradoxe Intervention: „Spiel den Aufschlag gezielt in den Bereich zwischen T-Linie und Grundlinie!“ oder „Ziele den Aufschlag auf die Grundlinie!“. Durch die Veränderung der Rahmenbedingungen (Zielveschiebung) verändert sich die Aufgabenstellung und dadruch verändern sich wiederum Veränderungen in der Bewegungs- und Körperwahrnehmung. Es kommt für die/den Spieler_in zu „Aha-Erlebnissen, die sich dann auf die ursprüngliche Aufgabenstellung und das Spiel in das eigentliche Zielfeld übertragen lassen. Im Sinne des Inner Coaching wird hier durch eine Veränderung des externen Zieles eine Optimierung der Bewegung erreicht ohne dass Korrekturen an der Technik notwendig sind.

Nach dieser Intervention schlägt der/die Spieler_in wieder ins Aufschlagfeld auf.

Probier es einfach aus, vielleicht hilft es…. verkehrt

 

Ball-Maus-Tiger-Giraffe (spacer 2)

Die Maus (Bild: WDR/Grafik Streich)Inner Coaching Drill: Spiele mit Deinem Partner/Partnerin Ballwechsel von der Grundlinie. Schätze jedes mal, wenn Dein Ball die Netzkante überquert, den Abstand zur Netzkante. Benenne laut (!) den Ballabstand in 50 cm Abständen.

Damit erreichen die Spieler_innen die „Konzentration auf das Wesentliche“ und Unwesentliches, wie das Nachdenken über die Schlagtechnik, wird ausgeblendet!

Diesen Drill kann man auch mit Kindern auf allen Spielfeldgrößen, mit den entsprechenden Bällen spielen. Der Abstand des Balles zur Netzkante kann dann mit drei möglichen „Maßen“ angegeben werden:

  • knapp über das Netz: Maus
  • mittlerer Abstand: Tiger
  • hoch über das Netz: Giraffe oder Elefant oder Dinosaurier oder…..

Das macht Spaß und hat den gleichen „Trick the mind-Effekt“ wie bei älteren Spieler_innen.

Paradoxe Interventionen oder „Wie bekommt man die Kuh in den Stall?“

Wie bekommen Sie die Kuh in den Stall? Wie funktionieren paradoxe Interventionen im Tennistraining? In älteren Beiträgen haben wir schon über die Möglichkeiten von „paradoxen Interventionen“ im Tennistraining erzählt. Z.B. bekommen Spieler_innen Beobachtungsaufgaben oder Bewegungsaufgaben gestellt, die auf den ersten Blick völlig widersinnig erscheinen (Zuwurf des Balles vom Coach aus dem Rücken des Spielers, also mit einer Flugbahn, die vom Spieler weggeht oder beim Aufschlagtraining den Spieler auffordern, nur auf seinen „freien“ Arm zu achten)

Oliver Heuler, Golftrainer, hat ein schönes Beispiel für die Wirksamkeit von solchen Interventionen beim Verhaltensforscher Milton Erickson gefunden: „Wie bringt man eine Kuh in den Stall? Zwei Möglichkeiten fallen einem da spontan ein: Ich ziehe sie am Halsband oder ich schiebe sie von hinten. Was aber, wenn beides nicht funktioniert, weil sich die Kuh wehrt? Da hatte Verhaltensforscher Milton Erickson eine Idee: Er zog die Kuh (paradoxerweise) am Schwanz und sofort lief sie in die andere Richtung, geradewegs in den Stall.“ (Oliver Heuler: Technik und Didaktik, S 175, Unterrichtsmaterialien der PGA)

Spielbefähigung, Inner Coaching und „methodischer Traditionalismus“

In der Vorbereitung auf einen Lehrgang zur Ausbildung von Tennisassistent_innen im Bezirk E des Württembergischen Tennisbunds habe ich mir Unterlagen zum Vermittlungskonzept „Low-T-Ball“ zusammengestellt. Die Lehrgänge begleite ich als Referent für die Themen „Kindertennis“, Trainingslehre und „Inner Coaching“ seit mehreren Jahren, zusammen mit dem Lehrreferenten des Bezirks 7/E, Thomas Schmid.

Bei der Internetrecherche bin ich auf einen Artikel von Peter Koch (Sportwissenschaftliches Institut Saarbrücken) gestossen, den er 2005 in der Fachzeitschrift „TennisSport“ veröffentlicht hat. Darin stellt er die Frage nach der Funktionalität von Tennistechnik und -methodik. Er bemängelt einen „methodischen Traditionalismus“ bei vielen Trainer_innen, die stark an einem ablauf- und technikorientierten Denken festhalten. Hierbei habe die „funktionale Bewegungsanalyse“ nach Göhner dieses Denken eher manifestiert und stehe aus diesem Blickwinkel im Widerspruch zu einem ganzheitlichen und spielorientierten Vermittlungsansatz.

Koch empfiehlt deshalb einen „Perspektivenwechsel“, der sich im Einsatz von ganzheitlichen „Tennisentwicklungsmodellen“ zeige. Low-T-Ball, das Spiel mit Federbällen und Tennisschläger, unterschiedliche Spielfelder, an die Spielfähigkeit angepasst Bälle und Schläger unterstützen dieses Lehr- und Lernmodell.

Inner Coaching und Kochs methodischer Ansatz sind zumindest schon mal in der Kritik am immer noch häufig zu beobachtenden „Vermittlungstraditionalismus“ sehr ähnlich: Kolonnentraining, also das hintereinander Aufstellen von Schüler_innen, die dann mit Technikanleitung und -korrektur einen oder mehrere Schläge ausführen und sich dann wieder der Kolonne anschließen, sind immer noch häufig im Trainigsalltag zu beobachten.

Auch der spielerische und ganzheitliche Ansatz sind zentrale Elemente bei Koch und im Inner Coaching (nach unserem Verständnis).

In Ergänzung zur Spielorientierung bei Koch, bei der nicht Bewegungsausführungen, sondern das schnelle Entwickeln von Befähigungen wie „Positionieren“, „Winkel steuern“, „Timing“ im Vordergrund stehen, werden beim „Inner Coaching“ zusätzlich Erfahrungen aus dem mentalen Training frühzeitig in den Tennisunterricht und das Training integriert.

Implizites motorisches Lernen im Tennis…

Ein interessanter Beitrag von Tim Buszard, Machar Reid, Damian Farrow und Rich Masters  zum Impliziten motorischen Lernen! Spannend und auch mit Zählen… 😉  (allerdings rückwärts und von 150). Veröffentlicht in der ITF COACHING AND SPORTS SCIENCE REVIEW, ISSUE 60, AUGUST 2013, S. 5f

Count to ten…

The following exercise is one of my favorites in tennis training (if you want to hear nice background music while reading, then just start the video above):

A and B play forehand from the add-court (inside-out) into the other add-court.  Every ball in the goal they count out loud! A starts and counts „1“, B plays the ball back and, according to hitting in the goal „2“, and so on. Making an error, they start counting again from „0“. It is important that both players count out loud („focus on the essentials“)!

Although playing only in one half of the court,  the exercise is very intense and requires a consistently high level of concentration.

Variations:

  • with lefthanders, forehand is played first from deuce-court and then changed sides
  • first ball does not count
  • enlarge the target field: goal is one half of the double field
  • decrease the target field, for example, ball must be played over service line
  • count only strokes played with the forehand,
  • in a group of four: A and B play forehand cross, C and D play forehand inside-out
  • upon reaching a predetermined number of goals, the ball is „free“ and the point is played in the whole court (in groups with four in one half of the court)
  • the ball is played in by the coach
  • A and B give in in exchange the predetermined number of strokes (for example: A says „5“, then after 5 goals they play the point)
  • do it with music !!!

Die folgende Übung gehört zu meinen Lieblingsübungen im Tennistraining (wenn Ihr beim Lesen auch noch schöne Begleitmusik hören möchtet, dann startet doch einfach das youtube-Video):

Count to ten… weiterlesen

In Mind 1: Mit geballter Faust zum Erfolg…

Viele Sportler zeigen unter Druck schlechtere Leistungen als sie eigentlich drauf haben. Eine neue Studie legt ein einfaches Gegenmittel nahe: Einfach ein paar mal die linke Faust ballen (zumindest, wenn man Rechtshänder ist…)!

In besonders wichtigen Spielsituationen nimmt die Leistung vieler Athleten ab („Choking-Under-Pressure-Effekt“). Eigentlich sicher beherrschte Leistungen wie zum Beispiel Elfmeter gelingen nicht mehr. Eine Erklärung für diesen Leistungsabfall geht so: Um eine gut beherrschte sportliche Leistung erfolgreich auszuführen, müssen wir uns auf gut gelernte Handlungsmuster verlassen. Diese sind sozusagen in der rechten Gehirnhälfte angesiedelt. Druck führt aber dazu, dass wir die linke Gehirnhälfte aktivieren, was wiederum zu ablenkenden Gedanken führt. Dadurch wird die sportliche Leistung schlechter.

Interessanterweise sind unsere Hirnhälften sozusagen über Kreuz mit unseren Körperhälften verschaltet: Die rechte Hirnhälfte ist für die linke Hand zuständig, und umgekehrt. Gleichzeitig führen Bewegungen der Hände zu Aktivierungen der entsprechenden Hirnhälften. Daraus leitete eine Gruppe von Wissenschaftlern der Uni München eine faszinierende Idee ab: Bewegungen der linken Hand könnten den Choking-Effekt verhindern, weil sie die rechte Hirnhälfte aktivieren. Die Hirnhälfte also, deren Aktivität förderlich für sportliche Leistung unter Druck ist.

Ihre Annahme testeten die Wissenschaftler in einer Reihe von Experimenten. Diese waren alle ähnlich aufgebaut: Zum Beispiel mussten erfahrene Fußballer einmal ohne Druck auf eine Torwand schießen und einmal mit Druck. Bevor der Wettbewerb losging wurden die Fußballer in 2 Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe musste vor dem Schießen einen weichen Ball mit der linken Hand drücken, die andere Gruppe musste genau den gleichen Ball mit der rechten Hand drücken. Für die rechte-Hand-Gruppe zeigte sich der klassische Choking-Effekt: Sie schossen mit Druck schlechter als ohne Druck. Für die linke-Hand-Gruppe galt dies nicht: Sie schossen ohne Druck und mit Druck gleich gut. Diesen Befund fanden die Autoren in zwei weiteren Experimenten mit anderen Sportarten (allerdings ausschließlich rechtshändigen Teilnehmern) wieder.

Also: Wenn Sie sich nächstes mal in einer entscheidenden Spielsituation (Elfmeter, Golfputts, etc.) befinden, ballen Sie vor der Handlungsausführung ein paar mal die linke Faust!

Quellen:

aus: „Der In-Mind-Blog“, Autor: Geoffrey Schweizer, Sportpsychologie, Universität Heidelberg – 09.04.2013

Beckmann, J., Gröpel, P., & Ehrlenspiel, F. (2012, September 3). Preventing motor skill
failure through hemisphere-specific priming: Cases from choking under pressure. Journal of Experimental Psychology: General. Advance online publication. doi:10.1037/a0029852

Brüll wie ein Tiger….

„Be like water“ ist eine der Inner Coaching Übungen, die ich in diesem Blog schon beschreiben  habe. Sie lehnt sich an asiatische Selbstverteidigung und an ein vermeintliches Zitat von Bruce Lee an. Bruce Lee war ein Meister dieser Kampfkunst, wurde aber im Westen vor allem als Schauspieler berühmt. Die Basis für die aus dem Kung-Fu sich entwickelnden Kampftechniken entstand, so die Überlieferung, aus der Beobachtung von wilden Tieren. Daraus entwickelten sich die Techniken der legendären fünf Shaolin-Tierstile, welche von dem Meister Bai Yu Feng (白玉峰) im 12. Jahrhundert in die Kloster eingeführt worden sind.

Die fünf Tiere sind:

Drachen (Lung-),
Schlange (Se-),
Tiger (Fu-),
Leopard (Paau-)
und Kranich (Hok-).

Das Verhalten und die Bewegungen dieser Tiere wurden für die Gesundheit und als Selbstverteidigungstechniken nachgeahmt:

  • die Drachenbewegungen stehen für die Verfeinerung des Geistes, Techniken zur geistigen Entwicklung (eine Art „Mentaltraining“)
  • die Tigertechniken dienen der Entwicklung der Knochen und Muskeln,
  • die Kranichfiguren sind Techniken zur allgemeinen Kräftigung und Vitalitätssteigerung und trainieren die Sehnen und fördern die Flexibilität,
  • der Leopard steht für dasTraining von Schnelligkeit, Koordination und Ausdauer
  • und der Schlangenstil erhöht die Beweglichkeit, die Vitalität und die innere Kraft.

Wie schon in „Großmutters Garten“ beschrieben, helfen „Begriffe für eine positive Bewegungsbeschreibung“ und deren Visualisierung beim Bewegungslernen und im Wettkampf. Die Übernahme der Tierstile aus dem Kung-Fu in das Tennistraining und -spiel ist da eine weitere Möglichkeit zur Verbesserung der Performance!

Wie Tiermetaphern und die Visualisierung beim Bewegungslernen unterstützend wirken, können wir wieder von Kindern lernen (ein Beispiel findet sich in dem TMS-Beitrag „Tennis für Kids“): „Übungsfomen für Kinder werden dadurch spannender, daß die Spieler bei jedem Schlag z.B. die Laute ihres Lieblingstieres nachmachen. Sie werden staunen, was laute Tigerbrüller bei der Schlagausführung bewirken.“