Das Tennistraining steckt voller Mythen. Coaches sind wahre Zauberkünstlerinnen (a), wenn sie mit überraschenden Tipps ihre Kundschaft ins Staunen bringen. Viele dieser „Tipps“ sind so mystisch, dass sie die Spielerinnen (a) regelrecht in einem Zustand der Verwirrung zurück lassen. Dass diese Tipps häufig gar keinen evidenzbasierten Hintergrund haben macht sie nicht weniger geheimnisvoll und den Coach noch mehr zur Expertin (a).
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The one-degree-error and about consequences for your game
Have you ever heard of the „1 degree error“? The slovenian colleague Tomaz Mencinger has calculated on his blog how much the direction of the ball flight changes with a one degree deviation within the contact ball-racket. He calculated this using the simplest of mathematical methods, not including additional factors such as the deviation of the racket position, such as air flow, the condition of the ball, and the tension of the string and neglecting vertical and horizontal deviation of the club position. But he gives us an idea.
He comes to the conclusion that with this minimal deviation in the racket position one misses the aimed target in the playing field by up to 41 cm. Of course, this explains why it is better to play the ball in the middle of the field in pressure situations. Actually mundane knowledge of a successful tactic on the tennis court.
It gets exciting when we consider what neurobiological research tells us about the “choking under pressure” phenomenon or the observation about “paralysis through analysis”.
The one-degree-error and about consequences for your game weiterlesenDie „1-Grad-Abweichung“ und die Konsequenzen
Schon mal vom „1-Grad-Abweichung“ gehört? Der slowenische Kollege Tomaz Mencinger hat auf seinem Blog ausgerechnet, wie stark sich die Richtung des Ballflugs bei einer 1-Grad-Abweichung beim Treffpunkt Ball-Schläger verändert. Er hat das mit einfachsten mathematischen Methoden berechnet, die zusätzliche Faktoren wie Abweichung der Schlägerstellung, wie Luftströmung, Zustand des Balles, Bespannungshärte. vertikale und horizontale Abweichung der Schlägerstellung vernachlässigen.
Er kommt zu dem Ergebnis, dass man schon mit dieser minimalen Abweichung in der Schlägerstellung das anvisierte Ziel im Spielfeld um bis zu 41 cm verfehlt. Das erklärt natürlich, warum es besser ist, in Drucksituationen den Ball eher in die Spielfeldmitte zu spielen. Eigentlich banales Wissen über eine erfolgreiche Taktik auf dem Tennisplatz.
Spannend wird es dann, wenn wir berücksichtigen, was uns die Forschung der Neurobiologie über das „choking under pressure“ Phänomen oder die Beobachtung zu „Paralyse durch Analyse“ sagt.
Die „1-Grad-Abweichung“ und die Konsequenzen weiterlesenDer belogene Athlet
In der Medizin setzt sich die Forderung nach einer „evidenzbasierten Medizin“ durch. Auch die „erfahrungsorientierte Medizin“ hat weiter ihre Berechtigung, bedarf aber einer konsequenten wissenschaftlichen Unterstützung und Überprüfung. Ohne die Einbeziehung valider wissenschaftlicher Studien arbeitet sie jedoch lediglich nach dem Zufallsprinzip und ignoriert das Problem der Wahrnehmungsverzerrung.
Ein Beispiel: Stell Dir vor, Dein Arzt, vielleicht ist er auch in „homöopathischen Verfahren“ bewandert, empfiehlt Dir wegen einer schweren Erkältung täglich einen Löffel Industriezucker einzunehmen, und das für eine Woche. Nach der Woche ist die Erkältung weg, es geht Dir deutlich besser. Der Arzt überprüft sein neues „Erfahrungswissen“ auch an anderen Patient:innen und auch denen geht es nach einer Woche „Zuckertherapie“ besser. Ist der Arzt ein „Wunderheiler“? Er wird die „Heilmethode“ weiter anwenden, weil er einer „Wahrnehmungsverzerrung“ aufsitzt.
Tatsächlich heilt eine einfache Erkältung nach wenigen Tagen folgenlos aus. Hier wird das Problem der „erfahrungsorientierten Medizin“ deutlich: auch Antibiotika oder ein tägliches Glas Wasser hätten die gleiche medizinische Wirkung gehabt.
Erfahrung bürgt sicherlich für Qualität. Keine Frage. Dennoch braucht es eine „evidenzbasierte Medizin“. Es würde sich in obigem Beispiel und in validen Studien dann schnell herausstellen, dass die Zuckertherapie unseres Arztes eher gesundheitsschädlich ist.
Das kennen wir ja auch aus der Forschung zur Homöopathie: Zuckerkügelchen haben über den Placebo-Effekt hinaus keine medizinisch nachweisbare Wirkung.
Ähnliches können wir im Sport beobachten. Die meisten Coaches, insbesondere in den technisch und koordinativ anspruchsvollen Sportarten wie Tennis, lehren über ihr „Erfahrungswissen“. Häufig werden die Methoden angewandt, die die Coaches in ihrer sportlichen Laufbahn selbst erlebt haben. Da gibt es eine breite Spannbreite an Methoden: Vom klassischen Kolonnentraining bis zum „laissez faire“, in dem der Coach für die Beobachter:innen kaum von den Athlet:innen zu unterscheiden ist.
Im klassischen Training agiert der Coach wie ein „Magier“, der mit seinen verbalen und expliziten Anleitungen das „Kaninchen aus dem Hut zaubert“. Das funktioniert ja offensichtlich in einem gewissen Maße auch (siehe „Zuckertherapie“). Die Anleitung: „Schwing nach dem Schlag über die Schulter aus!“ oder „Stell Dich seitlich!“ kann einem erfolgreichen Schlag im Training vorausgehen. Es bleiben aber einige Fragen: Welchen positiven Effekt haben die expliziten Anleitungen über den Placebo-Effekt hinaus? Wie weit geht die „Wahrnehmungsverzerrung“ der Coaches? Was sagt die Motorikforschung zu diesen „Zaubersprüchen“? Wird diese Vorgehensweise den Bedürfnissen der Athlet:innen gerecht und stört das nicht viel zu oft deren Entwicklung?
Diese „klassischen Methoden“ sind erfahrungsbasiert und haben sich über Jahrzehnte im Tennistraining gehalten und sind leider heute noch häufig zu beobachten. Offensichtlich wird das vor allem, wenn junge Coaches immer wieder auf das Kolonnentraining zurückgreifen, obwohl es tatsächlich genug Alternativen gibt.
Modernes Tennistraining muss evidenzbasiert sein, ohne auf das Erfahrungswissen zu verzichten. Kinder und Erwachsene wollen spielen. Der spielorientierte Lernansatz zum Beispiel hat sich, zumindest in der Theorie, deutlich an die Spitze gesetzt. Auch wenn wir noch viel zu oft Trainingsstunden mit der „Zuckertherapie“ beobachten können.
Studien über implizites Lernen zeigen, dass sich so motorische Fertigkeiten und Fähigkeiten effektiver, stabiler, nachhaltiger und vor allem kreativer entwickeln. Das geht bis zum differenziellen Lernen, in dem vollständig auf eine festgelegte Zielsetzung wie eine „Idealtechnik“ verzichtet wird und das Vertrauen in die „Selbstorganisationsfähigkeit“ selbstverständlich ist.
Coaching creativity and executive skills in youth soccer
“The conclusion of this research was that players with better developed executive functioning skills in these areas have a better chance of succeeding as a football player.” (Glenn van der Kraan)
I love the idea of developing executive functions, creativity and skills. What I miss is the question about the consequences of early specialisation. This sounds a bit like a technique to produce good soccer players from early youth. Intuitively I think about childerns rights, burnout, dropout, …
Replay the streets
“We have found that the loss of street football and kids playing freely outside and being stuck behind computers or on iPads means that we are now need to find a solution. As a result, we are building a Feyenoord playground where the kids will arrive an hour before the session and just play without coaches. That free play is a our way of recreating street football.” (Glenn van der Kraan, Feyenoord Soccer Academy)
Choking under pressure
Vampires – save your garlic
1-hour-differential

„Evidence based coaching“ bedeutet im Tennistraining, sich von einem „methodischen Traditionalismus“ mit explizitem lehrerzentriertem Techniktraining zu verabschieden. Differenzielles und spielerisches Lernen sind effektiver und machen auch mehr Spaß. Hier ein Beispiel für eine Trainingsstunde mit deutlichem Schwerpunkt auf differenziellem Lernen. Ohne explizite Technikanleitung und mit vielen Variationsmöglichkeiten.
Differenzielles Lernen im Tennistraining
Coach the coach ist eine kollegiale Weiterbildung in der Tennisschule TMS. In der letzten Veranstaltung am 1. März 2020 ging es unter anderem auch um das differenzielle Lernen im Tennistraining. Vorgestellt wurde es von TMS Coach Frercks Hartwig.
Weitere Themen des Treffens:
Street Racket, Trainingsentwicklung mit der Bank, Trainingsformen zur Verbesserung von Beinarbeit, Laufwegen und Kondition.