Archiv der Kategorie: Allgemein

Action approach

Die Beschreibung moderner Trainings- und Lernansätze aus der Sicht des Deutschen Skiverbands (2017). Zu den handlungsorientierten Ansätzen gehören der Constraints Led Approach und das differenzielle Lernen.

„In der Literatur existieren zahlreiche Theorien zum motorischen Lernen. Im Wesentlichen lassen sich die unterschiedlichen Ansätze nach zwei gegensätzlichen Herangehensweisen unterscheiden. Zum einen spricht man von „motor approaches“ (motorischen Ansätzen), zum anderen von „action approaches“ (Handlungsansätzen). „

https://rtp-alpin.deutscherskiverband.de/trainingstheorie/bewegungslehre/theoretische-lernansaetze/

Pressure and coordination

Verbesserung koordinativer Fähigkeiten im Tennis. Drucksituationen im Tennistraining schaffen. Definition der Koordinationsbausteine (in Anlehnung an Roth/Kröger 2021, Ballschule Heidelberg)

Aufgabe: A (Zuspieler) und B spielen Ballwechsel von der Grundlinie. Ziel ist es, möglichst nah an die vor der Grundlinie platzierte Zeitung zu spielen. (Präzisionsdruck)

Variation:

Treffer auf Zeitung gibt Teampunkt (Präzisionsdruck)

Zeitung auch auf Zuspielerseite (Präzisionsdruck, Variabilitätsdruck)

größere Zielfläche (Präzisionsdruck)

Lage der Farbpunkte verändern (Präzisionsdruck, Komplexitätsdruck)

Partner gibt vor eigenem Schlag an, welchen Farbpunkt der Spieler mit dem Schläger berühren soll. (Zeitdruck, Präzisionsdruck, Komplexitätsdruck)

Coach gibt an, welchen Farbpunkt der Spieler mit dem Schläger berühren soll. (Zeitdruck, Präzisionsdruck, Komplexitätsdruck)

Ball darf nur mit Vorhand/Rückhand gespielt werden (Zeitdruck, Präzisionsdruck, Komplexitätsdruck, Variabilitätsdruck)

english

Der Effekt variablen Trainings – eine ITF Studie

Vielen Dank an Prof. Wolfgang Schöllhorn, der mir diesen spannenden Text zur Verfügung gestellt hat.

Die 2019 von Michael Davis Higuera

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Michael Davis Higuera

in der ITF Coaching Review vorgestellte Studie über „Execution redundancy: the effect of varying
technique for a similar outcome on player’s groundstroke performance“ liefert spannende Ergebnisse zum Variabilitätslernen im Tennistraining. Untersucht wurde die Wirkung von variableren Anforderungen im Vergleich zu einer geringeren Variabilität.

Er kommt zum Ergebnis, dass bei fortgeschrittenen Vereinstennisspieler:innen eine hohe Variabilität zu schnelleren Fortschritten in der Technikentwicklung führt als in Trainingsangeboten mit einer geringen Vielfalt an Aufgabenstellungen.

Interessant, dass Higuera aus seiner Untersuchung auch Schlüsse zieht, die nicht Inhalt der Studie sind. So liefert die Studie keinen Beleg für die These, „dass der erfahrene Coach schon weiß, was zu tun ist“. Auch kann so nicht die Frage beantwortet werden, ob Variabilität nicht bereits im Lernprozess beim Beginner effektivere Lernfortschritte begünstigt. Auch ist schwer verständlich, warum „biomechanische Grundprinzipien“ vermittelt werden und erst die Grundtechniken stabil sein müssen um gezielt auf das Variabilitätslernen zurückgreifen zu können. Higuera weist gleichzeitig auf die hohe Variabilität der Bewegungsausführungen in der Anfangsphase des Tennislernens hin. Higuera sieht die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen, ohne aber auf die bereits schon länger vorliegenden Ergebnisse aus dem Differenziellen Lernen (Wolfgang Schöllhorn und andere), dem Constraints Led Approach (Mark O Sullivan und andere) oder der Nonlinearen Pädagogik (Jian Yi Cow, Ian Renshaw und andere) zurückzugreifen. Dass die Studie von 2019 ist, weist dazu auf die Schwerfälligkeit bei der Forschung zum motorischen Lernen im Tennis hin.

Aus der Studie:

Conclusion:
The results suggest that asking players to vary technique slightly for similar outcomes can speed up learning. However, it is important that this type of coaching still follows other well-established coaching principles, sound biomechanical and sound technical principles in order to maximise efficiency and effectiveness.

Der Effekt variablen Trainings – eine ITF Studie weiterlesen

Fake

„Fundamental skills in sports are a fake.“

Mark O` Sullivan

The constraints led approach follows the same idea as non-linear pedagogy and differential learning (DL) in skill acquisition: Believing in the selforganisation-abilities of the athlete. Mark O Sullivan is expert for CLA.

Cake

„Cake“ is a symbol for constraints led and differential coaching in tennis. It means cutting pieces off the field or marking do-not-fields into which the ball may not be played. Starting with learning by variations and learning from differences, every variation leads to an expansion of a tennis player’s technical and tactical skills.

The Mr. Miyagi principle

Cobra Kai - So zollt die Karate Kid-Fortsetzung Mr. Miyagi Tribut

„The impact of variability depends on whether it is relevant to the task or not (arguably, the colour of the tennis court is not relevant to serving practice). But according to the ‘Mr. Miyagi principle’ (inspired by the 1984 classic movie Karate Kid), practicing seemingly unrelated skills (such as waxing cars) may actually benefit learning of other skills (such as martial arts).“

Limor Raviv, Max Planck Institut

Variabilität und Lernen

„Wer in seiner Kindheit weniger Gesichtern begegnet ist, hat ein schlechteres Gedächtnis für Gesichter.“

Solche und ähnliche Studienergebnisse zeigen, dass Menschen besser lernen, wenn sie mit vielen Variationen und wechselnden Aufgaben konfrontiert sind. Am besten lernen wir deshalb auch im Spiel. Schon als Kinder haben wir so das Gehen gelernt. Auch Tennis lernen wir demnach am besten durch Variabilität im Training und durch Tennis spielen.

„Das Lernen von weniger variablen Inputs ist oft schnell, aber es kann daran scheitern, auf neue Reize zu generalisieren.“ stellt Limor Raviv, Wissenschaftlerin am Max Planck Institut für Psycholinguistik in Nijmegen im Blick auf das häufig in der Praxis beobachtbare Wiederholungslernen fest. Im Tennistraining finden wir häufig die Idee der „10 000 Stunden Regel von Ericsson“, die so eben nicht haltbar zu sein scheint. Selbst Ericsson hat auf die Fehlinterpretation seiner Studien hingewiesen. Raviv und andere haben begonnen, diese Erkenntnisse in einem einzigen theoretischen Rahmen zu beschreiben. Dazu gehört das Differenzielle Lernen, das in diesem Blog einen breiten Raum einnimmt.

Um die Prinzipien der Variabilitätseffekte zu verstehen, haben Raviv und Kolleg:innen über 150 Studien zu Variabilität und Verallgemeinerung in verschiedenen Bereichen, darunter Informatik, Linguistik, motorisches Lernen, visuelle Wahrnehmung und formale Bildung zusammengefasst.

The role of variability. Max Planck Instititue Mijmegen, March 2022