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Systemisch denken und trainieren

Wieder mal ein kleiner Exkurs in die systemische Theorie. Systemisch Denken ist eine der wichtigsten Grundlagen unserer Inner Coaching Ideen. Heiko Kleve hat dazu einen interessanten Artikel verfasst:

„Systemisches Denken befasst sich demnach mit den Grenzen und Möglichkeiten der Beeinflussung von biologischen, psychischen und sozialen Systemen, die jeweils durch das Merkmal der Komplexität gekennzeichnet sind.

Heiko Kleve

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Aus der Balance in die Balance

padDrill zur Verbesserung der Beinarbeit, der Balance und damit der Grundschläge, Drill zur Technikentwicklung nach Inner Coaching Prinzipien (differenzielles Lernen):
Stehe einbeinig auf dem Balance-Pad und starte von dort aus zum Vorhand- oder Rückhandschlag (Ballzuspiel oder -zuwurf von Coach). Bei der Rückhand (Rechtshänder) starte mit dem rechten Fuß auf dem Pad. Bei der Vorhand starte auf dem linken Bein.
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Heute schon gelobt?

Es gibt in der pädagogischen Psychologie ein interessantes Phänomen. Hieß es früher, „Hast Du Dein Kind heute schon gelobt?“, war das sicher eine notwendige Empfehlung um das Verhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen zu entspannen und die bis dahin üblichen Umgangsvorstellungen von Zucht und Ordnung zu relativieren. Doch wie bei so vielen Dingen in der Kommunikation kam es häufig auch zu „ungesunden“ Übertreibungen. Heut warnen Psychologen und Pädagogen davor, dass ständiges Loben zu so etwas wie einem Realitätsverlust und zu einer Abhängigkeit führen.

Was das mit dem Sport zu tun hat?

Vielleicht kennen Sie den folgenden Trick aus der „psychologischen (Tennis-)Kriegsführung“. Wenn Sie beim Seitenwechsel im Tennismatch Ihren Gegner loben und ihm von Ihrem Staunen über seine „heute so tolle Vorhand“ berichten, dann können Sie davon ausgehen, dass er/sie in den nächsten Ballwechseln beginnt, über diese Vorhand nachzudenken und danach vielleicht keinen Ball mehr trifft (über das was passiert, wenn wir anfangen über die Bewegung nachzudenken, haben wir in diesem Blog ja schon viel geschrieben).

Ein ähnliches Phänomen ist auch im Aufschlagtraining zu beobachten: wenn ein Spieler mehrere gute Aufschläge hintereinander gespielt hat und ich ihn dafür lobe, dann gehen in 90 % der Fälle die nächsten Aufschläge daneben.

Also nicht mehr loben im Tennistraining und beim Matchcoaching? Das ist wohl auch nicht sinnvoll und authentisch. Doch sparsam mit Lob umzugehen, authentisch und „angemessen“ zu bleiben scheint erfolgversprechender zu sein!

There is an interesting phenomenon in educational psychology. While previously „have your child already praised today?“ was certainly a necessary recommendation to the relationship between children and adults to relax and to relativize the usual handling notions of discipline and order. However, as with so many things in communication, it often came to „unhealthy“ exaggerations . Today psychologists and educators warn, that constant praise may lead to dependence and to something like a loss of reality .

What does this have to do with sports?

Maybe you know the following trick from the „psychological (tennis) warfare“: if you praise your opponent at the fieldchange in a tennis match and report to him about your amazement of his „today so great forehand“, you can assume, that he/she begins to think about this forehand and in the following rallies he will choke (about what happens when we start to think about the movement , we have in this blog already written a lot) .

A similar phenomenon can also be observed in service training: if a player has played several good serves after the other and you praise him for it, in 90 % of cases the next serves are out or in the net.

So no more praise in tennis training and coaching? This is probably not meaningful and authentic. But sparing use of praise to remain authentic and „appropriate“ seems to be promising !

 

Gorillas

Vielleicht ist Ihnen das Phänomen der „Inattentional Blindness“ (IB) (deutsch: Unaufmerksamkeitsblindheit) bekannt. Es beschreibt, dass Sie Dinge, die Sie nicht erwarten, auch nicht sehen! Nachgewiesene Beispiele sind der Motorradfahrer im Frühjahr, der von den Autofahrer_innen beim Einbiegen in eine Straße übersehen wird, da er nicht „erwartet“ wird.

Ein bekanntes Beispiel für die IB ist auch das Gorilla-Experiment. Dort werden Sie aufgefordert, die Ballkontakte zweier Basketballteams mitzuzählen und dabei übersehen die meisten Beobachter_innen den durch das Bild laufenden Gorilla!

Die verlinkte Untersuchung bestätigt dieses Phänomen auch bei Radiologen, die auf dem Monitor nach Krebszellen suchten und dabei den durch das Bild laufenden Gorilla übersahen: http://www.sciencedaily.com

Dieses Phänomen hat auch eine Bedeutung für Spieler_innen, Coaches und Trainer_innen. Wir sehen nur das, was wir erwarten und was in unsere Wirklichkeitswahrnehmung „passt“.

Das hat unterschiedliche Konsequenzen:

+ Im Inner Coaching nutzen wir dieses Phänomen in den sogenannten „Trick the Mind Drills“, in denen durch die Aufggabenstellung die Konzentration auf ein (Bewegungs- , Beobachtungs-, Wahrnehmungs- ) Ziel gelenkt wird

+ Beim (Bewegungs-)lernen nach dem Ansatz von Wulf ist die Konzentration auf externen Fokus gerichtet. Dies wird duch die IB für den Sportler_in erleichtert

+ Fokussierung im Match

– Wenn wir mit unseren Sportler_innen nach indivuellen und nützlichen Bewegungslösungen suchen, können wir aus dem IB ableiten, dass es Lösungen geben kann, die nicht in in unserem „Erwartungsspektrum“ vorkommen. Wir Betrachten das Verhalten unserer Sportler_innen unter unserem (eingeschränkten) Fokus und übersehen dabei möglicherweise kreative Bewegungslösungen.

Tennistrainer_innen und das Automatismus-Problem

Lustige Sonne tropischen Insel cartoonPuuh, ob bei diesen sommerlichen Temperaturen (19.6.2013, 10 Uhr 30 Grad C in Horb a.N.) Inner Coaching überhaupt dort ankommt, wo es ansetzen sollte, im Gehirn des Spielers?

Trotzdem eine Überlegung, die mich in den letzten Wochen sehr beschäftigt hat:

Bisher haben wir immer davon geredet, dass es beim Bewegungslernen und im Wettkampf hilfreich ist, auf bereits funktionierende automatisierte Bewegungen zurückzugreifen. Beim Beginner auf bereits vorhandene, in anderen Zusammenhängen erlernte ähnliche Bewegungsmuster, beim Profi auf optimalisierte sportartspezifische Bewegungsabläufe.

Doch was tun, wenn die automatisierten Bewegungsideen, -abläufe eher hinderlich bei der Lösung einer Bewegungsaufgabe sind? Ein typisches Beispiel sind Tennistrainer_innen, die stundenlang damit beschäftigt sind, mit ihren Kund_innen lange Ballwechsel zu spielen; die gezwungen sind, das (Spiel-)Tempo an die Spielstärke des Trainierenden anzupassen; die es bevorzugen, den Ball aus der Hand anzuspielen; die eher mit Drive und Slice (zu-)spielen, als mit dem im Wettkampf in der Regel günstigeren Vorwärtsdrall; die den Ball so zuzuspielen, dass ihn die Kund_in gerade noch erreichen kann, statt, wie im Wettkampf, den Ball so zu spielen, dass ihn der Gegenüber nicht mehr erreicht?

Wir glauben zu wissen, dass Menschen in Stresssituationen auf das zuzurückgreifen, was sie kennen, was in (Alltags-)Situationen funktioniert. Doch der Alltag für Trainer_innen sind die alltäglichen Trainingsstunden! Im Wettkampf ist es für Tennistrainer_innen aber offensichtlich ungünstig, auf diese automatisierten Bewegungslösungen und Spieltaktiken zurückzugreifen: das genaue Zuspiel, der fehlende Vorwärtsdrall, das Spiel in die Mitte, die reduzierte Geschwindigkeit.

Statt wie im im allgemeinen im INNER COACHING angestrebt, das Denken auszuschalten und damit den Zugang zu den automatisierten Bewegungen herzustellen, müssen hier Strategien gefunden werden, diese Automatismen auszuschalten.

 

Consistency Tennis

Eine schöne „Trick the mind“ und Inner-Coaching-Übung ist es, wenn ich z.B. mit meinen Partner Vorhand cross spiele und wir dabei mitzählen, wie oft wir den Ball – ohne Fehler – in das halbe Einzelfeld spielen können (je nach Spielstärke können wir die Zielfelder auch noch verkleinern: Ball zwischen T-Linie und Grundlinie spielen; Ball in einen Streifen von einem Meter vor der Grundlinie spielen; …). Landet der Ball nicht im Zielfeld, beginnen wir wieder von vorne zu zählen.

Eine Spielform-Variante wäre es, den Ball acht Mal ins Zielfeld zu spielen. Dabei zählt jeder Spieler laut mit. Ist diese Aufgabe erfüllt, ist das Spiel frei und der Punkt wird ausgespielt. Da das Spiel in das Zielfeld eine hohe „Konzentration auf das Wesentliche“ erfordert, passiert es häufig, dass nach dem Erfüllen der ersten Aufgabe („acht Mal den Ball hintereinander in das Zielfeld spielen“) sofort der Fehler kommt! Das dürfte daran liegen, dass die Veränderung der Zielsetzung („ich möchte jetzt den Punkt machen“) dazu führt, dass ich beginne nachzudenken!

Hilfreich ist es an dieser Stelle einfach weiterzuzählen (…7-8…9-10….), bis der Punkt ausgespielt ist. Das führt dazu, dass ich nicht über die veränderte Zielsetzung nachdenke und den Rhythmus beibehalte. Wie bei allen Inner Coaching Übungen sollte diese Trainingsform mindestens 20 Minuten gespielt werden.

Tennis und Musik (Musik 3)

Die positiven Einflüsse von Musik auf die Motivation der Trainingsteilnehmer/innen ist in unseren Trainingsstunden unübersehbar. Das gilt nicht nur beim Cardio-Tennis und im Konditionstraining. Der suggestopädische Lehr- und Lernansatz, wie wir ihn auch auf der TMS-Homepage beschreiben (http://www.tms-tennis.de/?page_id=293), beinhaltet den Einsatz von Musik in verschiedenen Lernphasen im Tennistraining! In den vergangenen Jahren ist es etwas ruhiger geworden um die Suggestopädie, die hauptsächlich im Fremdsprachenunterricht zum Einsatz kam. Wahrscheinlich lag es nicht an den positiven Erfahrungen der Lernenden, sondern eher am fehlenden wissenschaftlichen Nachweis der Effizienz dieser Lehr- und Lernmethode. Entwickelt von dem bulgarischen Arzt Lozanov stammen viele Begründungen für das suggestopädische Lernen aus einer wenig sattelfesten Forschung im ehemaligen Ostblock und fehlenden empirischen Untersuchungen. Natürlich lag es wohl an den Rahmenbedingungen in der Regelschule, die einen Einsatz von Suggestopädie erschweren: gehirngerechtes Lernen braucht Variabilität und Kreativität im Lehrprozeß und vor allem Zeit.

Nun scheinen aktuelle Gehirn-Studien jedoch diesen – subjektiv in der Trainingspraxis immer erlebten – positiven Einfluss von Musik, insbesondere von z.B. klassischer und insbesondere Barockmusik, nachzuweisen. Bemerkenswert in diesem Artikel, im Hinblick auf das Inner Coaching, ist der Hinweis darauf, dass Musik angstreduzierend wirkt! This is your brain on music“, by Elizabeth Landau, CNN, 15. April 2013