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Ziele (Abstand bestimmen 2)

Sportler sind oft überfordert, wenn sie sich in einer Spielsituation mit der „richtigen Technik“ beschäftigen. Dann fehlt Ihnen die Brainpower um wahrzunehmen, was beim Schlag tatsächlich geschieht. Sie können dann zwar angeben, ob der Ball „gut“ oder „aus“ war, aber nicht, wie weit sie das eigentliche Ziel verfehlt haben.

Aber für die „richtige Technik“ gibt es keine Punkte im Tennis – die mag vielleicht im Eiskunstlauf eine Bedeutung haben. In den Rückschlagspielen zählen letztlich nur ins Feld gespielte Bälle! Zahlreiche Untersuchungen zum motorischen Lernen zeigen deshalb, dass sich effektive Bewegungslösungen dann ergeben, wenn zum Beispiel auf (externe) Ziele gespielt wird.

Ziel der folgenden Übung ist es, wahrzunehmen, wo der von mir geschlagene Ball landet. Wenn mein Schlag vier Meter vor der Grundlinie landet, dann verbalisiere ich das laut mit „4“. Wenn der Ball zwei Meter im Aus landet, das ist das „-2“. Aufgabe ist es also, die Entfernung vom Ziel (in diesem Fall die Grundlinie) „auszusprechen“. Aufgabe des Coaches ist es dabei, die Spielerinnen zu unterstützen und Feedback zu geben. In der Regel tun sich Spieler zu Beginn der Übung schwer, weil sie bisher wenig Aufmerksamkeit auf diese Ziele gelegt haben oder schon zufrieden waren, wenn sie den Ball ins Feld gespielt haben. Nach einer gewisssen Zeit wird diese Übung zu einer wichtigen Informationsquelle für passende Bewegungslösungen.

Diese Übung ist auch gut für Beginner. Sie sind noch mehr mit der „richtigen Technik“ beschäftigt (vielleicht sind es aber auch mehr die Trainer!?) Sie glauben, wenn sie die „richtige Bewegung“ anwenden, wird der Ball schon ins Feld gehen. Tennis basiert aber vor allem auf einem guten Körper- und Bewegungsgefühl, nicht auf technisch richtig ausgeführten Schlägen. Und so gibt die Konzentration auf den Abstand zu einem Ziel sofort die notwendige Rückmeldung über die beste Bewegungsausführung und vermittelt dem Spieler das erforderliche „Selbst-Bewußtsein“.

Edelweiss

Im Volleyballtraining hört man oft den Namen der Stadt „Amsterdam“, mit der Betonung der drei Silben „Am-ster-dam“. Profigolfer hört man beim Putten im Selbstgespräch vom „Edelweiss“ reden. Beides hat was mit der Verbesserung des Bewegungsgefühls zu tun (Rhythmusschulung), aber vor allem ist es eine Methode, um das Nachdenken über die Bewegungstechnik auszuschalten.

Das Nachdenken über den Bewegungsablauf in Stresssituationen führt in fast allen Sportarten zum Scheitern („choking under pressure“). Der Einsatz „kognitiver Brainpower“ beim Nachdenken lähmt die automatisierte Ausführung der Bewegungsausführung. Ich kann nicht gleichzeitig nachdenken und handeln. Auch Vermeidungsdenken (wenn ich z.. B. beim Tennis denke: „jetzt nur keinen Doppelfehler machen“ oder „bloß nicht den Ball ins Netz spielen“) verstopft den Arbeitsspeicher im Gehirn und führt sehr oft genau zu dem, was ich vermeiden möchte.

Wenn der Tennisspieler nun stattdessen beim Aufschlag zum Beispiel an die Pflanze Edelweiss denkt und sie sich auch noch bildlich vorstellt,  und dann die drei Silben Ed-el-weiss mit seiner Aufschlagbewegung „synchronisiert“, also in „Einklang“ bringt, dann erleichtert ihm das das Erlernen der Bewegung oder die Ausführung der schon automatisierten Bewegung im Wettkampf.

Um dies im Wettkampf anwenden zu können, denn dort treten ja gerade die „choking under pressure“ Situationen auf, muß dieser Mentaltrick im Training eingeübt werden. Manchmal kann es hilfreich sein, sich ein Foto vom Edelweiß (siehe oben) auszudrucken und in die Tennistasche zu stecken. Auch die bildliche Vorstellung des Edelweiß muß trainiert werden.