Ist der Coach im Inner Coaching überflüssig?

Wenn ich vor Kolleg_innen über „Inner Coaching“ referiere oder wenn ich Trainingsteilnehmern unsere Coaching-Philosophie erkläre, dann kommt oft – zu recht – die Frage: „Brauche ich dann überhaupt noch einen Trainer, wenn es auch ohne verbale Technikanleitung (Griffhaltung, Schwung, Körperstellung, Fußstellung, …..) geht?“

Viele Tennisspieler, auch Beginner, gehen davon aus, dass es die Aufgabe des Coaches ist, Spielern zu zeigen und zu erklären, wie Tennis geht, was „richtig“, was „falsch“ ist. Hier brauche ich als Coach ein breites Rückgrat, um nicht sofort dieser Erwartungshaltung der Spieler gerecht werden zu wollen. Es bedarf eines fundierten Fachwissens über motorisches Lernen, Inner Coaching, neurobiologische und sportpsychologische Zusammenhänge. „Zurückhaltung“ und ein Vertrauen in die eigene Trainingsphilosophie sind notwendig. Kurz und prägnant hat das unter anderen Dirk Schwarzer beim DTB-Trainerkongress 2013 auf den Punkt gebracht: Halt einfach mal die Klappe, Coach!

Was sind nun die Aufgaben des Trainers im Inner Coaching?

„Der Coach wird in diesem Modell nicht überflüssig! Er/Sie (er-)kennt – auch aus den Rückmeldungen der Klient_innen – sinnvolle Möglichkeiten der Veränderung von Rahmenbedingungen und passt diese an die individuellen Bedürfnisse der Spieler an. Das beginnt mir der Auswahl geeigneten Spielmaterials (Bälle, Schläger, Spielfelder, Aufgabenstellungen, etc). Dazu sollte er über der Bedingungen effektiven Lernens Bescheid wissen.“ (Frercks Hartwig in: TennisSport 4_2014)

Selbstverständlich hat auch der Inner Coach Vorstellungen von einem „geeigneten“ Griff, von einem idealen Treffpunkt des Balles, von einer rhythmischen Bewegung, von einer ökonomischen und effektiven Beinarbeit. Letztlich gilt es, sich von einem systemisch-konstruktivistischen Aussichtspunkt, bewusst zu machen, dass diese Beobachtungen mehr über den Coach, also über den Beobachter aussagen, als über „den Gegenstand der Beobachtung“, den Spieler.

Ein Beispiel aus der Trainingspraxis: Dietmar spielt mit dem Coach lange Rallies Rückhand cross. Er spielt den Ball dabei sehr häufig mit einem zu starken Winkel seitlich ins Aus. Der Coach entwickelt für sich diverse Hypothesen, woran das liegen kann und durch welche Veränderungen eine Verbesserung der Schlagsicherheit erreicht wird. Im traditionellen, technikorientierten Training wäre es nun am Coach, diverse Ratschläge oder Tipps zu geben.Darauf verzichten wir weitestgehend: im Inner Coaching liegt die Lösung des Problems immer „in der Hand“ des Spielers!

Deshalb kann es im konkreten Beispiel sinnvoll sein, die Übung (RH cross) unkommentiert und so lange weiter zu spielen, bis der Spieler selber eine Lösung findet und – für ihn – eine positive Veränderung feststellbar ist. Auch wie eine „positive Veränderung“ überhaupt aussieht, liegt in der Wahrnehmung des Spielers!

Deshalb ist es in jeder Phase des Trainings wichtig, sich im Gespräch mit dem Spieler eine Rückmeldung (Feedback) zu holen und eventuell die gegenseitigen Hypothesen anzusprechen. Im konkreten Beispiel lautet Dieter’s Hypothese: „Ich treffe den Ball IMMER zu spät!“. Hier ist auch eine Verifizierung der Zuschreibung „IMMER“ sinnvoll: „Wieviele Bälle sind IMMER? WIEVIELE VON 10 SCHLÄGEN gehen denn seitlich ins Aus?“ Dadurch ergibt sich für den Spieler eine neue Wahrnehmung, weg von der Fehlerwahrnehmung zur Wahrnehmung der erfolgreichen Schläge! Was Dieter mit „zu spät“ meint, kann im Gespräch zwischen Coach und Spieler geklärt werden und öffnet dem Coach einen besseren Zugang zur (Selbst-)Wahrnehmung des Spielers.

Im nächsten Schritt sind dann gegebenenfalls Veränderungen der Rahmenbedingungen und der Einsatz von Inner Coaching Drills sinnvoll, aus denen sich eine Verbesserung/Stabilisierung der Cross-Rückhand in unterschiedlichen Spielsituationen ergibt. Im Unterschied zum technikornientierten Training vertraut der Trainer im Inner Coaching auf die Selbstorganisationsfähigkeit des Sportlers.

  • Spiel auf Ziele (Teller, Ballpyramiden,…)
  • „Zählen“ der Netzüberquerungen
  • Hopp-Hit- oder Ham-Sa-Mantra
  • Bewertung des eigenen Schlages mit einem lauten „Ja“, wenn sich die Bewegung gut anfühlt und das Bewegungsziel erreicht wird
  • Übungen aus dem diffenziellen Lernen
  • Ball toss
  • etc.
When I talk about „Inner Coaching“ with other coaches or when I explain our coaching philosophy, I hear often the question: „Do I still need a coach, if coaching is even without verbal technique instruction (stance, swing , body position, foot position, …..)?
 
Many tennis players, even beginners, assume that it is the job of the coaches to show players and to explain them how tennis goes, what is „right“, what is „wrong“. Here the coach meets immediately the expectations of the players and he is tempted to show, that he is able to demonstrate his competence. Inner Coaching requires a special knowledge of motor learning, sportpsychology and neurobiological contexts. Coaches need self“confidence. Short and exactly, Prof. Dirk Schwarzer has brought this on a point at the DTBcoaches-cCongress in 2013:Just shut up, coach!“
 
What are the tasks of the coach in Inner Coaching?
 
In this model the coach is not superfluous. He knows, also from the feedback of clients, meaningful ways of changing the framework and adapt it to the needs of the individual player. This starts with choosing suitable play material (balls, bats, pitches, assignments, etc). purpose he should know about the conditions of effective learning. (Frercks Hartwig in: Tennis 4_2014)
Of course, the Inner Coach also has ideas of a suitable“ handle, of an ideal point to hit the ball, of a rhythm, of movement, of an economic and effective footwork. Ultimately, however, he should make constantly aware that these tells more about him, the coach, as observer than about „the object of observation„, which is the player.
 
An example out of practice: Dietmar plays long rallies backhand cross with the coach or another player. Frequently he plays the ball with a strong angle out. The coach develops various hypotheses on what to do and what could change the improvement. In the traditional technology-based coaching, it would now be to the coach, to give various advices. In Inner Coaching, the solution of the problem is always in the hand“ of the player!
 
Therefore, in the specific example it may be useful, to play (backhand cross) without comments until the player itself finds a solution and a positive change. Even the positive change“ is in the perception of the player!
 
Therefore it is important, that at every stage of coaching, to talk with the player and to get his feedback and to talk about the mutual hypotheses. In this specific example Dieter’s hypothesis is: „I hit the ball ALWAYS too late!„. Here also a verification of the attribution ALWAYS“ makes sense: „How many balls means ALWAYS, HOW MANY OF 10 balls are out?“ The deal provides a new perceptionthe player a new perception, away from the errorperception to the perception of successful hitting! What Dieter means with „too late„, can be resolved in discussion between coach and player and opens the coach better access to (self-)perception of the player.
 
In the next step the coach changes the framework and uses Inner Coaching Drills for an improvement/stabilization of the backhand cross in different game situations. In contrast to technique training the coach trusts on the self-organizing capacity of the athlete.
 

-play with targets (pylons, ball pyramids, …)
-„counting“
-hopphit or ham-sa-mantra
-evaluate your own stroke with a loud „Yes“ when the movement feels good and reaches near the target
-exercises from the differencial learning
-ball toss

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