Braucht es im IC überhaupt noch einen Trainer?

Bei meinen Überlegungen zur Gestaltung des Trainings und bei der Entwicklung eines Vermittlungskonzepts für das Tennisspiel stellt sich mir immer wieder die Frage nach der Rolle des Trainers. Ist er/sie in einem modernen, nach Inner Coaching Prinzipien durchgeführten Training nicht „überflüssig?

Eine wissenschaftliche Studie, wie und warum Kinder Gehen lernen, beschreibt, dass zum Gehen lernen eine enorme Anzahl an „Übungsstunden“, Pausen, Variationen (Gelände, Unterstützungshilfen) notwendig ist. Das ist leicht vorstellbar, da das Gehen lernen ja nicht auf ein paar Übungsstunden in der Woche reduziert werden kann. Würden wir für das Tennisspielen genauso viel Zeit investieren, dann wäre der Trainer weitestgehend überflüssig (mal abgesehen davon, dass er als Unterstützer bereit steht).

Diese Zeit kann natürlich heute niemand in sein Hobby investieren. Hieraus ergibt sich dann die Notwendigkeit eines Trainers im Tennistraining. In der traditionellen Vorstellung ist er/sie für die „Fehlersuche“ und die Vermittlung einer Idealtechnik zuständig. Nach den Kriterien des Inner Coaching Trainings hat der Coach die Aufgabe, für die entsprechenden Rahmenbedingungen (Material, Aufgabenstellungen, Belastungsdosierung, Pausen, Ziele, Coaching, Motivation) zu sorgen, die in der geringen zur Verfügung stehenden Zeit ein effektives Lernen ermöglichen.

Differenzielles Lernen (1)

Bewegungslernen bedeutet im Inner Coaching, dass der Coach dem Lernenden zutraut, für Bewegungsaufgaben eigenständig individuell passende Lösungen zu finden. Aufgabe des Coaches ist es dabei, für die entsprechenden Rahmenbedingungen zu sorgen, die dem Sportler/der Sportlerin das Lernen erleichtern.

Der Versuch der Vermittung sogenannter Idealtechniken mit „Fehlerkorrektur durch den Trainer“ ist in der traditionellen Bewegungsvermittlung und leider vor allem im Tennistraining immer noch häufig zu beobachten. Wird den jüngsten Tennisspieler/innen mittlerweile ein spielerischer Zugang ermöglicht (Tennis10s), Differenzielles Lernen (1) weiterlesen

Trick the mind „Classics“

Das Folgende hört sich an wie eine klassische „Trick the mind“ Übung. Die Autoren einer aktuellen Studie gehen davon aus, dass mit der Aktivierung der rechten Gehirnhälfte bei Sportlern das „Nachdenken über die Technik“ in Angst- und Stressituationen, dass vor allem in der linken Gehirnhälfte abläuft, gedämpft wird. Dies könnte, bei Rechtshändern, über eine bewußte körperliche Betätigung mit der linken Hand, wie zum Beispiel das Drücken des Tennisballs geschehen.

Sportpsychologen der Universität Potsdam haben jedenfalls untersucht, warum manche Sportler unter Belastung versagen. Eine typische Situation ist der Elfmeter im Fußball. Eigentlich hat der Schütze große Chancen: etwa 80 Prozent aller Schüsse gehen „rein“. Doch bei manchen Spielern scheint in dieser Extremsituation das Gehirn auszuschalten. Der Torwart versucht die nervliche Belastung oft noch zu verstärken, indem er dem Schützen etwas Provozierendes zuruft oder auffällig mit den Armen rudert. Bei Golfspielern, die unter Stress versagen, haben Forscher per EEG untersucht, was sich in deren Gehirn abspielt. Ergebnis: Die linke Gehirnhälfte ist unter Druck viel aktiver als die rechte – ein deutliches Zeichen, dass das Gehirn die Situation analysiert. „Dieser neurobiologische Befund erklärt sehr gut schon länger bekannte Beobachtungen“, sagt Sportpsychologe Jürgen Beckmann. „Die bewusste Aufmerksamkeit wird auf die Bewegung gelenkt. Das, was man bislang automatisch ausgeführt hat, will man unter Stress ganz besonders gut machen. Man denkt über die Technik nach – und das geht schief.“

Beckmann überlegte sich eine einfache Methode, um das Gehirn der gestressten Spieler zu überlisten. Seine Idee: die rechte Gehirnhälfte aktivieren, um die linke zu dämpfen. Als Aktivator wählte er die linke Hand. Sie schickt ihre gesamte Information in die rechte Hirnhälfte. Beckmann ließ die Sportler vor der kritischen Situation einen kleinen Ball mit der linken Hand drücken. Die ersten Erfahrungen mit Golfern und Läufern bestätigen seine Hypothese. Ihre Leistungen unter Druck verbesserten sich. Ob allerdings die neurobiologische Erklärung richtig ist, wissen die Sportpsychologen nicht. In ihren Kontrollexperimenten stellten sie fest, dass das Balldrücken seltsamerweise auch die Lernfähigkeit verbesserte. Schön wäre es natürlich, wenn das Handtraining mit dem kleinen Ball auch dem großen Ball ins Tor verhelfen würde – aber ob das funktioniert, müssen die Potsdamer noch testen.

http://health.usnews.com/health-news/news/articles/2012/10/05/clenched-hand-may-prevent-choking-under-pressure

 

Slow down 2

Inner Coaching hat oft etwas Meditatives. Peter Spang und andere haben nicht ohne Grund den Zusammenhang zum Zen und zur Meditation hergestellt. Um die Wirksamkeit einer Übung erleben zu können braucht es ein anderes als das westlich-europäische „Jetzt-aber-gleich und sofort“ Zeitverständnis. Es macht Sinn, sich in einer Trainingseinheit für Inner Coaching Drills 15 bis 20 Minuten Zeit zu nehmen.

 

Ziele (Abstand bestimmen 2)

Sportler sind oft überfordert, wenn sie sich in einer Spielsituation mit der „richtigen Technik“ beschäftigen. Dann fehlt Ihnen die Brainpower um wahrzunehmen, was beim Schlag tatsächlich geschieht. Sie können dann zwar angeben, ob der Ball „gut“ oder „aus“ war, aber nicht, wie weit sie das eigentliche Ziel verfehlt haben.

Aber für die „richtige Technik“ gibt es keine Punkte im Tennis – die mag vielleicht im Eiskunstlauf eine Bedeutung haben. In den Rückschlagspielen zählen letztlich nur ins Feld gespielte Bälle! Zahlreiche Untersuchungen zum motorischen Lernen zeigen deshalb, dass sich effektive Bewegungslösungen dann ergeben, wenn zum Beispiel auf (externe) Ziele gespielt wird.

Ziel der folgenden Übung ist es, wahrzunehmen, wo der von mir geschlagene Ball landet. Wenn mein Schlag vier Meter vor der Grundlinie landet, dann verbalisiere ich das laut mit „4“. Wenn der Ball zwei Meter im Aus landet, das ist das „-2“. Aufgabe ist es also, die Entfernung vom Ziel (in diesem Fall die Grundlinie) „auszusprechen“. Aufgabe des Coaches ist es dabei, die Spielerinnen zu unterstützen und Feedback zu geben. In der Regel tun sich Spieler zu Beginn der Übung schwer, weil sie bisher wenig Aufmerksamkeit auf diese Ziele gelegt haben oder schon zufrieden waren, wenn sie den Ball ins Feld gespielt haben. Nach einer gewisssen Zeit wird diese Übung zu einer wichtigen Informationsquelle für passende Bewegungslösungen.

Diese Übung ist auch gut für Beginner. Sie sind noch mehr mit der „richtigen Technik“ beschäftigt (vielleicht sind es aber auch mehr die Trainer!?) Sie glauben, wenn sie die „richtige Bewegung“ anwenden, wird der Ball schon ins Feld gehen. Tennis basiert aber vor allem auf einem guten Körper- und Bewegungsgefühl, nicht auf technisch richtig ausgeführten Schlägen. Und so gibt die Konzentration auf den Abstand zu einem Ziel sofort die notwendige Rückmeldung über die beste Bewegungsausführung und vermittelt dem Spieler das erforderliche „Selbst-Bewußtsein“.

Inside the box

Under time and emotional pressure the human brain prevents to resort to supposedly proven solution strategies. Especially in our communication strategies,  it happens for example in a violent emotional confrontation, that we rely on learned behavior patterns and recourse to familiar patterns of action. This could be described as „inside-the-box“ strategies. These are patterns of behavior that are familiar to us from our childhood or from our experience that we can supposedly „rely“ on, but these patterns often do not match the current problems.

Tennis Coaches who spend a lot of time to play the balls during practice in the direction of their client know about this problem. Playing matches in tournament, they fall back.
Actually there are few sportsmen who spend more hours on the court and „practice“ more than the coach himself! But in the competitive situation – under stress – they very often use the known behavior pattern: they play the ball in the middle, play the the net-advancing opponent the ball „handsome“ at shoulder height, play their own attacking ball slowly and reachable into the field, …..

Unter emotionalem und zeitlichem Druck neigt das Gehirn des Menschen dazu, auf vermeintlich bewährte Lösungsstrategien zurückzugreifen. Vor allem in der Kommunikation passiert es in Stressituationen, zum Beispiel bei einer heftigen emotionalen Auseinandersetzung, das wir auf erlernte und uns vertraute Handlungsmuster zurückgreifen. Das könnte man als „inside-the-box“-Strategien bezeichnen. Das sind Handlungsmuster, die uns aus unserer Kindheit oder aus unserer Erfahrung vertraut sind, auf die wir uns vermeintlich „verlassen“ können, die aber oft gar nicht zur aktuellen Problematik passen.

Tenniscoaches, die viel Zeit damit verbringen, ihren Trainingsteilnehmer/innen die Bälle zuzuspielen, kennen diese Problematik zur Genüge. Eigentlich gibt es ja wenige Sportler/innen, die mehr Stunden auf dem Platz verbringen und mehr „trainieren“. Doch in der Wettkampfsituation greifen sie – unter Stress – auf bekannte Handlungsmuster zurück: sie spielen den Ball in die Mitte, spielen dem ans Netz vorrückenden Gegner den Ball „schön“ auf Schulterhöhe zu, spielen den eigenen Angriffsball langsam und erreichbar ins Feld, etc.

Den Umgang mit Stress trainieren

Stresssituationen im Wettkampf lassen sich nur schwer simulieren. Dennoch lassen sich im Training Bedingungen schaffen, die Stress verursachen und damit zu einer Verbesserung des Umgangs mit Stress im Wettkampf beim Sportler führen können:

  • Beobachtung des Trainings durch Zuschauer/innen
  • eine laufende Videokamera
  • ”golden goal“ Entscheidungen in Spielformen: z.B. „der nächste Ball entscheidet“
  • ”do or die“ Situationen
  • Störgeräusche
  • widrige Platzverhältnisse
  • kritische Bemerkungen von Trainingspartner/innen
  • Trainingsmatches mit Trainingspartnern mit einer unangenehmen Spielweise
  • Matches gegen Spieler, gegen die man auch im Training ungerne verliert